Von Dieter Hanke
Markus Flade ist überglücklich. „Jetzt geht es los“, sagt der 39-Jährige. Er ist Vorsitzender des Vereins Steingut. Dieser will die kleinste Burg Meißens, das Steingut in Burkhardswalde, restaurieren. Es ist eine Wehranlage aus dem 14. Jahrhundert mit einem hohen Wohnturm aus Bruchsteinen. Zwar hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen, manches ist verfallen, denn viele Jahre standen die Gebäude leer – doch das Bauwerk ist nach wie vor einzigartig im Landkreis Meißen. Vieles ist noch original erhalten, wobei die Tonnengewölbe im Turmkeller und die großen Räume in den Obergeschossen mit ihren tiefen Fensternischen besonders prägnant sind.
„Im Juni ist Baustart. Zunächst soll der Wohnturm restauriert werden“, sagt Flade. Dieser ist 15 Meter hoch, 16 Meter lang und neun Meter breit. Da geht es um den Dachstuhl, um eine neue Deckung mit Biberschwänzen. Auch Fenster und Sandsteingewände werden saniert, ebenso Böden und anderes. Der Keller unter dem Turm mit einem großen und einem kleineren Tonnengewölbe wird ebenfalls in Schuss gebracht.
175 000 Euro hat der Steingut-Verein für diesen ersten Bauabschnitt aufgebracht. Darunter sind 100 000 Euro Fördergelder der Europäischen Union für die ländliche Entwicklung (ILE), ferner 8 600 Euro vom Denkmalschutz des Landkreises Meißen sowie Spenden und Eigenmittel des Vereins. Die Hornsche Stiftung und die Sparkasse Meißen unterstützen hier engagiert den Steingut-Verein. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen auch die anderen Gebäudeteile dieses Dreiseithofes sowie die Scheune, die im 19. Jahrhundert angebaut wurde, wieder nutzbar gemacht werden.
Beharrlichkeit zahlt sich aus
Viel Mühe haben Markus Flade und die anderen 16 Vereinsmitglieder in den vergangenen Jahren aufgewendet, um mit der Restaurierung beginnen zu können. Da wurde eine Notsicherung des Bauwerks vorgenommen, im Gelände aufgeräumt. Mit dem Eigentümer wurde ein Erbpachtvertrag für das Steingut abgeschlossen. Nicht leicht war es, Fördermittel zu erhalten und auch das Antrags- und Genehmigungsverfahren bei den Behörden für das Bauvorhaben in Gang zu setzen.
„Die Gemeinde sowie die Förderstelle des Landkreises und auch die Wirtschaftsförderung der Region Meißen haben uns da sehr unterstützt“, bemerkt Flade. Nun ist ein erstes Ziel erreicht, hat sich die Beharrlichkeit des Vereins ausgezahlt: Die Baugenehmigung liegt vor, ebenso die Fördergelder-Bescheide. Baufirmen der Region werden die Restaurierung vornehmen. Die Planung hat das Ingenieurbüro Hess aus Meißen gemacht.
„Wir haben schon gute Vorstellungen, was im Steingut einmal los sein soll“, sagt der Vorsitzende. Der Verein will hier ein Bürger- und Vereinshaus einrichten. So wird im Erdgeschoss des Wohnturms einmal ein kleiner Beratungsraum sein, eine Teeküche kommt rein. Die Geschichte des Steinguts wird in einem weiteren Raum dargestellt – von den Anfängen im 14. Jahrhundert über die Wallanlage bis zur späteren Nutzung als bäuerliches Wohnhaus. Das erste und zweite Obergeschoss soll einmal Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Seminarräume enthalten. Der Gewölbekeller bietet sich als Weinkeller an.
„Das Steingut als historisches Denkmal wird nicht verschlossen sein. Auch für private Feiern der Bürger steht es offen“, sagt Flade. Vor allem aber will es der Verein als lebendigen Geschichtstreff nutzen – auch Ausstellungen über alte Handwerkstechniken und anderes sind da vorgesehen. Mit der Grundschule und auch der Kindertagesstätte Burkhardswalde gibt es da schon eine enge Zusammenarbeit. Zum Beispiel werden die Schüler am 5. Juni den Abschluss einer Sternwanderung bei einer Zaubervorstellung im Steingut begehen. Benefizkonzerte mit namhaften Künstlern, die der Verein schon in der Vergangenheit mit großem Erfolg veranstaltet hat, werden weiterhin im Steingut stattfinden. Am 23. Juni ist zum Beispiel eine skandinavische Folkband zu Gast.
Das Ganze ist angesiedelt im Kooperationsprojekt „Fantastisches für Familien – vom Burgenland bis nach Sachsen“ mit österreichischen Partnern. Da geht es gemeinsam darum, dass kulturelle Erbe noch besser für Familien zu nutzen. „Die kleinste Burg des Landkreises soll ein Kulturtreff für viele sein. Das ist unser Anliegen“, bemerkt Flade. Der 2007 gegründete Verein ist dabei auf gutem Weg.