Kletter-Ampel für den Elbsandstein

Es mag vielleicht ein schöner Tag sein, die Sonne scheinen. Aber ist es im Elbsandsteingebirge trocken genug oder zu nass zum Klettern? Am Vorabend hatte es nämlich noch geregnet. Vor diesem Dilemma stehen die Felskletterer oft. Besonders für auswärtige und gebietsfremde Besucher sind die Bedingungen an den Sandsteintürmen sehr schwer einzuschätzen.
Elbsandsteinklettern ist anspruchsvoll – und besonders. Es gelten spezielle Regeln, auch um die empfindlichen Sandstein-Formationen zu schützen. Klettern am nassen Fels ist nicht erlaubt. Denn der Sandstein saugt sich voll Wasser, verliert an Festigkeit und bricht dann bei Belastung ab. Das Verbot wurde Anfang der 1980er-Jahre in die Regelordnung aufgenommen, nachdem es mehrere schwere Unfälle durch Griffausbrüche gab.
Kluge Kletterer steigen schon aus Selbstschutz nicht bei Regen auf die Gipfel, denn sie wollen nicht mit einem nassen, porösen, abgebrochenen Griff herunterfallen und sich Hals und Bein brechen. Umso mehr wegen der in der Sächsischen Schweiz üblichen Sicherungsphilosophie, nur mit Seilschlingen und wenigen Sicherungsringen auszukommen. Die spärliche Sicherung erfordert eine gute Selbsteinschätzung und einen geschulten Blick für den Fels. Aber es ist nicht zu verhehlen: Oft wird das nicht beachtet und am feuchten Sandstein geklettert, besonders auf gut gesicherten Routen, die weniger Respekt einflößen. Die hohe Frequentierung beliebter Wege führt dann zu abgesandeten und ausgetretenen Trittmulden.
Der Sächsische Bergsteigerbund (SBB) hat nun ein Warnsystem entwickelt – eine sogenannte „Felsampel“. Diese zeigt online an, ob und wann nach Niederschlägen wieder geklettert werden kann. Anhand dieser Informationen können Felskletterer ihren Kletterausflug in die Sächsische Schweiz planen – oder gegebenenfalls verschieben bis wieder gute Bedingungen herrschen.

Zehn über die gesamte Sächsische Schweiz verteilte Messstationen mit Feuchtigkeitssensoren, Wind-, Regen- und Temperaturmessgeräten geben Auskunft über den Wassergehalt im Gestein und den Grad der Abtrocknung. Auf der neuen Internetseite felsampel.de fließen viele meteorologische Daten zusammen und werden zusätzlich mit tatsächlichen Beobachtungen der Kletterer vor Ort kombiniert. So entsteht ein ziemlich präzises Bild der örtlichen Gegebenheiten, und auch eine Prognose für folgende Tage wird möglich.
Steht beispielsweise die Ampel für das Gebiet Großer Zschand in der Hinteren Sächsischen Schweiz auf Rot, können etwa im Bielatal die Felsen durchaus trocken sein und die Ampel Grün anzeigen. Damit wird besonders auswärtigen Kletterern eine Orientierungshilfe gegeben. Der Felskletterer Ulrich Schmidt aus Brandenburg, der oft im Elbsandstein klettert, meint: „Für mich ist schon interessant, ob ich von Norden in den Zschand oder von Süden ins Bielatal fahre. Eine Entscheidung ist einfach aufgrund der Ampel zu treffen.“
Wenn im gesamten Gebiet der Sächsischen Schweiz nasse Witterung ist, gibt es im Umfeld viele Klettergebiete mit hartem, festem Gestein, welches schnell abtrocknet, wie etwa das Müglitztal bei Glashütte. Bergsportler, die der Nässe wegen im Sandsteingebirge nicht klettern können, können dort ihrer Leidenschaft frönen.
„Im brüchigen und weichen Sandstein sollte wirklich erst nach durchgreifender Abtrocknung geklettert werden“, mahnt Ulrich Schmidt. Jeder müsse verantwortungsbewusst entscheiden.
Die Felsampel
Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/pirna und www.sächsische.de/sebnitz vorbei.
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