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Klingelingeling, hier steht der Eierautomat

In Meißen steht Ostdeutschlands erster vollautomatischer Eierspender. Zu der kostspieligen Investition entschieden sich die Besitzer nicht ganz freiwillig.

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© hübschmann

Von Dieter Hanke

Alles ist vom Feinsten: Gehäuse aus Edelstahl, Super-Elektronik. 36 Fächer für die Eierpackungen gibt es, vorn sind diese aus Sicherheitsglas. „Wir wollten uns gegen Vandalismus wappnen und zugleich den Kunden die Eier in einem Frischhalteautomat anbieten“, sagt Heike Pfützner.

An die 7 500 Euro haben die Pfützners aus Naustadt bei Meißen für den Eierautomaten hingeblättert, der seit wenigen Wochen an der Scharfenberger Straße steht. Tag und Nacht können die Kunden dort frische Eier erwerben.

Es ist der erste derartige Eierautomat in Ostdeutschland. Das Unternehmen Siegfried Roesler aus Sande (Niedersachsen) hat diesen gefertigt. „In den westlichen Bundesländern würden schon 1 500 Exemplare stehen, haben uns die Lieferanten gesagt“, bemerkt die 46-Jährige, die sich im Internet über die Angebote informiert hatte. „Wir wollten etwas Solides, keine Marke Eigenbau.“ In Deutschland würde es nur diesen einen Betrieb bei Bremen geben, der solche Frischhalteautomaten für Eier herstellt.

Dabei wollten Pfützners ihren Eierhandel schon aufgeben. Einige Jahre hatten sie in einem Holzstand an der Straße einen Kühlschrank installiert. Die Leute konnten sich daraus die Eier nehmen. „Doch bald hatten wir die Faxen dicke. Etliche Kunden bezahlten nicht oder legten Blechscheiben und fremde Münzen in die Geldkassette. Oft wurden auch Eier beschädigt, und Diebe stahlen mitunter über zehn Packungen“, sagt Heike Pfützner.

Klappe auf, Eier da

Doch Einwohner von Naustadt und aus der Umgebung, die den Eier-Service der Pfützners schätzen, sprachen der Familie Mut zu, es noch einmal zu versuchen. „Wir entschieden uns deshalb für diese teure Investition“, sagt Heike Pfützner. Seit Mitte Mai 2015, wo der Automat in Betrieb ging, klappt alles gut. Für Kunden ist der Vorgang einfach: Zuerst wird bezahlt, der Automat nimmt Münzen sowie Geldscheine bis 20 Euro an, erstattet Wechselgeld. Dann wird am Automaten die Nummer des Faches mit der gewünschten Packung eingegeben. Die Klappe öffnet sich selbstständig. Für zwei Euro gibt es zehn Eier. Fallen diese sehr klein aus, kosten 20 Stück ebenfalls zwei Euro. Der Eier-Service der Pfützners wird gut angenommen. Nicht nur im Dorf. Auch aus Dresden, Weinböhla, Coswig oder Freiberg kommen Kunden.

Schon seit einigen Jahren befasst sich die Familie mit der Eierproduktion. Erst in kleinem Maßstab, jetzt im Nebenerwerb. Zurzeit tummeln sich 300 braune Legehennen der Rasse Isa-Braun sowie 100 weiße Leghorn-Hühner in mehreren Ställen. Zu denen gehören jeweils Freigehege als Auslauf mit Hunderten Quadratmetern. „Wir wollen keine Knast-Hühner halten, sondern Tiere, die im Grünen gute Lebensbedingungen haben, die sich auch mal einen Wurm pickern und im Boden scharren können und vor allem Sonne und viel Licht haben“, sagt die Naustädterin, die mit ihrem Mann in einem Dreiseithof lebt und eine Tochter (26) und einen Sohn (24) hat.

180 bis 200 Eier legen jetzt die Hühner täglich, im Winter sind es weniger. Das große Geld macht das Paar damit nicht. „Jetzt müssen wir erst einmal den Automaten abbezahlen“, sagt Heike Pfützner. Futter und Stroh für die Tiere gehen auch ins Geld. Ein Junghuhn kostet etwa acht Euro. Da würden am Jahresende nur wenige Tausende Euro als Gewinn bleiben. Was solls, den Pfützners machts Spaß.