Von Martin Busche
Entsetzen herrscht derzeit beim technischen Personal im Krankenhaus Dohna-Heidenau. Rund 40 Mitarbeiter aus Verwaltung und Küchenbereich sollen entlassen werden. Das wär gut ein Viertel des gesamten Personals von geschätzten 180 Mitarbeitern. Es könnten sogar noch mehr werden. Krankenschwestern und Ärzte haben noch keine Post bekommen. „Wir wissen nicht, was mit denen geschieht“, sorgt sich Mitarbeitervertreter Tilman Wendelin. „Möglicherweise sind die als nächste dran“.
Ihn hat die Kündigungswelle kalt erwischt. „Deshalb konnten wir auch noch nicht darauf reagieren“, gibt Wendelin zu. Jetzt drängt die Zeit. Laut Gesetzt darf er acht Tage lang die Entlassungsanträge prüfen, bewerten und dann seine Stellungnahme abgeben. Viel zu kurz für eine seriöse Antwort, deshalb verlangt Wendelin jetzt mehr Zeit. Doch auch bereits jetzt ist klar: Es könnte ein Hauen und Stechen in der Belegschaft geben. Einigen Entlassungen wird der Betriebsrat nämlich widersprechen, anderen jedoch nicht. Je nach Begründung und Sozialauswahl. Wie allgemein üblich, müssen nämlich junge Singles ohne Kinder zuerst gehen, weil die noch nicht solange im Betrieb und deshalb leichter kündbar sind. Doch vor allem muss wohl alles ganz schnell gehen. Ende Juni ist das Quartal zu Ende und somit der rechte Zeitpunkt für Kündigungen zum Ende des Jahres. Die ersten Mitarbeiter hatten letzten Donnerstag Termin bei der Geschäftsführung. „Offiziell nur zur Orientierung“, so Wendelin. Aus gutem Grund. Denn nur an Entlassungesprächen dürfen Betriebsräte teilnehmen. Orientierungsgespräche finden ohne gewerkschaftlichen „Beistand“ statt. So hatten die Betroffenen keine Chance: Sie können die vorgeschlagene Abfindung akzeptieren oder auch nicht. Gehen müssen sie auf jeden Fall. Realistische Chancen auf neue Jobs in Krankenhäusern bestehen nicht. Das Krankenhaus in Pirna braucht keine neuen Mitarbeiter. Bliebe noch das Haus in Sebnitz als Alternative. Dort ist ebenfalls alles voll besetzt. Mit der Entlassungswelle hat der neue Klinikbetreiber die „schlimmsten Befürchtungen weit übertroffen“, klagt Betriebsrat Wendelin. Erst vor 14 Tagen haben die Johanniter das Zepter aus der Hand gegeben und an die Leipziger Firma Rhön-Kliniken weitergereicht. Die betreiben auch die Pirnaer Klinik und bewarben sich vergeblich um das Haus in Sebnitz.
Bei „Rhöns“ ist Andrea Aulkemeyer für sächsische Krankenhäuser zuständig. Sie nennt Entlassungen lieber Personalumbau. „Der ist nötig, weil das Haus jahrelang Defizite eingefahren hat und mit dem aktuellen Personal nicht wirtschaftlich zu betreiben ist“, verteidigt sie die Personalentscheidung. „Gelder, die beim Hauspersonal zuviel aufgewendet würden, fehlen uns bei der medizinischen Versorgung“, rechnet sie vor. Mitarbeiter aus der Pflege und Ärzte müssten sich deshalb keine Sorgen machen. Das technische Personal falle jedoch Synergieeffekten zum Opfer. Soll heißen: Durch die Fusion des Heidenauer Hauses mit dem in Pirna wird nur noch ein Labor oder eine Verwaltung gebraucht. „Das war aber auch bekannt“, betont Aulkemeyer und will bereits vor einiger Zeit Stellenanzeigen dritter Firmen am schwarzen Brett aufgehängt haben. Zum Beispiel die eines Dresdner Labors, dass Medizinisch-Technische-Laborassistenten suchte. Genau solche, die in Heidenau jetzt entlassen werden. „Doch gemeldet hat sich auf die Stelle niemand“, bedauert Aulkemeyer. Auch eine Küchenfirma, die Klinik mit Essen beliefere, habe Mitarbeiter gesucht. Aulkemeyer: „Vergeblich.“