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Klinik Meißen wird Corona-Zentrum

In dem Haus wurde eine zentrale Infektions-Ambulanz für die Region eingerichtet und ein sehr wichtiges Gerät angeschafft.

Von Peter Anderson
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Die Elblankliniken richten sich auf eine deutlich steigende Zahl von Corona-Patienten ein und ergreifen entsprechende Maßnahmen.
Die Elblankliniken richten sich auf eine deutlich steigende Zahl von Corona-Patienten ein und ergreifen entsprechende Maßnahmen. © Claudia Hübschmann/Archiv

Meißen. Nach Angaben des Meißner Hausarztes Jürgen Hampf von Mittwochabend gibt es im Landkreis Meißen mittlerweile vier Infektionsfälle. Aktuell werde nach der Herkunft und den Ursachen geforscht. Von Südtirol sei nicht die Rede. Damit stelle sich die Frage, wo sonst und wie die Ansteckung erfolgte. 

Hampf rät im Namen der niedergelassenen Hausärzte dazu, sich praktisch darauf vorzubereiten, dass in den nächsten Wochen große Teile der Bevölkerung der Arbeit fern bleiben könnten. Dies sei zu erwarten, wenn die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)  bestätigte Prognose eintreffe, dass sich 60 bis 70 Prozent der Einwohner in Deutschland mit dem Coronavirus infizieren könnten. Menschen im Alter von über 65 Jahren und chronisch Kranke seien besonders gefährdet. 

Hampf betont, dass jeder, welcher Symptome der Krankheit zeige oder glaube infiziert zu sein, sich nicht persönlich in seine Hausarztpraxis begeben, sondern diese oder die zentrale Nummer des Gesundheitsamtes (03521/7253435) telefonisch kontaktieren sollte. Auf diesem Wege gebe es weitere Anweisungen. Im Bereich Meißen übernehme eine zentrale Informationsstelle am hiesigen Elblandklinikum die Aufgabe, sich um alles Weitere zu kümmern. Ein persönliches Vorsprechen in einer Praxis kann Hampf zufolge weitreichende Folgen bis hin zu einer Schließung der Praxis haben. Dadurch wiederum könne es zu Engpässen bei der medizinischen Versorgung kommen. Dieses Szenario sei bedrohlich.

Klinikum lässt selbst Masken produzieren

Elblandkliniken-Geschäftsführer Frank Ohi sagt, sein Haus bereite sich intensiv auf eine Zunahme der Coronafälle vor. Das Unternehmen habe entschieden, eine zentrale Infektions-Ambulanz für den gesamten Kreis am Elblandklinikum in Meißen zu eröffnen. Dies sei nicht einfach gewesen, da passende Räumlichkeiten gefunden werden mussten. Man wolle diese Fälle jedoch vom normalen Krankenhausbetrieb trennen. 

Das Prozedere funktioniere so, dass die Infektions-Ambulanz mit dem Verdachtsfall Kontakt aufnimmt und den Patienten einbestelle. Ein Abstrich werde angefertigt, was etwas dauere. Seit Dienstag verfüge das Haus über ein eigenes Gerät zum Testen. Dies habe er bereits vor zwei Wochen angefordert, um Engpässen vorzubeugen, so Ohi. „Wir wollen das nicht an die große Glocke hängen und keinen Run auf unsere Klinik auslösen“, sagt der Geschäftsführer. Doch das Unternehmen möchte selbst über die entsprechende Technik verfügen, um im Elbland zu testen. Dadurch vergehe wenig Zeit, bis ein Ergebnis vorliege. Zwischen drei und fünf Stunden müssten eingeplant werden. 

Er hoffe, dass es nicht zu einem plötzlichen massiven Anstieg der Fallzahlen komme, sondern sich der Verlauf der Corona-Welle über einen längeren Zeitraum strecke. Es werde viele positive Fälle geben, die sich nicht weiter bemerkbar machten. Für schwerere Verläufe stehe die spezialisierte und entsprechend ausgerüstete Infektions-Station in Meißen bereit, um diese Patienten aufzunehmen. Dafür müsse der Normalbetrieb heruntergefahren werden.

In den nächsten Wochen komme es darauf an, arbeitsfähig zu bleiben. Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel seien ausreichend vorhanden. Das Unternehmen stelle teils selbst Desinfektionsmittel her und lasse Masken im Freistaat produzieren. Eine enge Kooperation bestehe mit der Dresdner Universitätsklinik. 

Finanzierung nicht geklärt

Ungeklärt ist unterdessen, wie der aktuell von den Kliniken betriebene Aufwand finanziert werden kann. Allein das Corona-Testgerät hat dem Unternehmen zufolge eine fünfstellige Summe gekostet. Hinzu kommen die Kosten für das nötige Material, welches auf dem Markt bereits knapp ist. Geschäftsführer Ohi nennt diese Fakten auch vor dem Hintergrund von Forderungen, noch breiter und umfangreicher zu testen. Sein Haus folge hier dem Sachverstand der Ärzte und den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts. Kapazitäten seien nicht unendlich vorhanden.

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