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Spitzenplatz fürs Görlitzer Klinikum

Das Krankenhaus schneidet bei einer bundesweiten Untersuchung hervorragend ab. Die Mitarbeiter fordern derweil höhere Löhne.

Von Sebastian Beutler
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Der rote Klinkerbau ist typisch für das Klinikum in Görlitz.
Der rote Klinkerbau ist typisch für das Klinikum in Görlitz. © André Schulze

Das Städtische Klinikum in Görlitz gehört zu den Besten deutschlandweit. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Frankfurter F.A.Z.-Institutes und des IMWF für Management- und Wirtschaftsforschung in Hamburg, die an diesem Donnerstag veröffentlicht wurde.

Demnach nimmt das Klinikum Rang 32 unter den Krankenhäusern mit 500 bis 800 Betten in Deutschland ein. In der Untersuchung ist das Görlitzer das beste sächsische Klinikum in dieser Kategorie. Das Helios-Park-Klinikum in Leipzig kommt auf Rang 52, das Helios Klinikum Aue auf 72. Bestes Krankenhaus dieser Größe ist demnach das St. Johannes-Hospital in Dortmund.

Thomas Lieberwirth, kaufmännischer Direktor des Klinikums, freut sich für das ganze Haus: "Es ist eine tolle Bestätigung unserer täglichen Arbeit – von einer unabhängigen Studie untermauert.

Nur noch ein weiteres Krankenhaus aus der Oberlausitz

Die Untersuchung beruht auf dem Qualitätsbericht des Klinikums aus dem Jahre 2018 und auf den Bewertungen von Patienten auf Bewertungsportalen im Internet sowie einer gemeinsamen Patientenbefragung der "Weissen Liste" - ein Projekt der Bertelsmann-Stiftung, an der die AOKs, die Barmer Ersatzkasse und die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) teilnehmen.  

Die Studie hat damit den Anspruch, sowohl objektive Daten als auch subjektive Einschätzungen zu einem Gesamteindruck von den Krankenhäusern zu verknüpfen. Bei der Auswertung wurden Punkte vergeben, das beste Krankenhaus erhielt den Wert 100, die anderen entsprechend weniger. Insgesamt wurden so 1.583 Krankenhäuser in Deutschland bewertet - in verschiedenen Kategorien je nach ihrer Größe oder Stellung, beispielsweise, ob es sich um ein Uni-Krankenhaus oder ein Rehabilitationszentrum handelt. Am Donnerstag wurden nun jene 551 Krankenhäuser veröffentlicht, die mindestens 75 Punkte erreicht haben.

Aus der Oberlausitz gehört nur noch das Lausitzer Seenland Klinikum in Hoyerswerda zu den besten Krankenhäusern. Es belegt Platz 36 bei den Krankenhäusern mit 300 bis 500 Betten.

Görlitzer Haus verteidigt seine Stellung

Das Görlitzer Krankenhaus konnte damit seine Stellung in der Rangliste verteidigen. Schon vor einem Jahr belegte das Haus Platz 27 in der Untersuchung, die damals zum zweiten Mal durchgeführt wurde - auch damals schon als einziges sächsisches Krankenhaus dieser Größenordnung in der Spitzengruppe. 

Seinerzeit konnte sich auch noch das Orthopädische Zentrum Martin-Ulbrich-Haus in Rothenburg mit Platz 39 bei den Kliniken zwischen 50 und 150 Betten platzieren. In diesem Jahr wurden die Rehabilitationszentren separat bewertet, Rothenburg ist nun nicht mehr dabei. 

Gewerkschaft macht Druck bei Löhnen und Gehältern

Die gute Nachricht über den Leistungsausweis des Städtischen Klinikums kommt für das Haus in einer besonderen Situation. Soeben hat es das Haus C in Betrieb genommen als modernes Frauen-Mutter-Kind-Zentrum und damit die Sanierung und den Ausbau des Standortes an der Girbigsdorfer Straße zu einem vorläufigen Ende gebracht. Zum anderen sieht es sich bei den beginnenden Tarifverhandlungen nun aber auch Forderungen der Belegschaft gegenüber, die Löhne und Gehälter für das Pflegepersonal an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes anzugleichen. Nach Gewerkschaftsangaben liegen sie durchschnittlich 13 Prozent unter dem Flächentarif. Die Forderung ist nicht neu, sondern spielte in allen Tarifrunden der vergangenen Jahre bereits eine Rolle.

Zugleich verweist die Gewerkschaft auf die Leistung der Mitarbeiter, die Patienten gut zu versorgen, gerade auch in der Corona-Pandemie. Wenn auch die verwendeten Quellen vor der Pandemie liegen, unterstreicht jetzt ja auch die Studie des FAZ-Institutes diese Einschätzung. „Diese hochqualifizierte Arbeit muss entsprechend vergütet werden", begründet Sabine Baron, zuständige verdi-Gewerkschaftssekretärin für den Bereich Gesundheit in Ostsachsen den erneuten Vorstoß. "Der Applaus in Zeiten von Corona war richtig und tat sicher gut, die Aufwertung ihrer Arbeit im Rahmen guter Tarifverträge wäre das stärkere und materiell auch spürbarere Signal.“

Protest: Mitarbeiter hängen symbolisch leere Socken auf

Um Druck auf die Geschäftsführung auszuüben, lädt die Gewerkschaft am kommenden Montag zwischen 10 und 14 Uhr die Beschäftigten zu einem Tarifbrunch vor das Klinikum ein. Am Tag darauf findet eine weitere Tarifverhandlungsrunde statt. Ihren Unmut über das bisherige Tarifangebot wollten die Mitarbeiter nach der ersten Tarifverhandlungsrunde am 26. Mai bereits durch das Aufhängen symbolisch leerer Socken zum Ausdruck bringen. Jens Günther, Betriebsratsvorsitzender des Klinikums und Mitglied der verdi-Tarifkommission, ermuntert die Beschäftigten, sich für höhere Löhne einzusetzen. "Wir verdi-Mitglieder treten seit Jahren für dieses Tarifziel ein. Ich kann meine Kollegen nur ermuntern, sich den Forderungen für ein verbessertes Tarifangebot anzuschließen und symbolisch die leeren Socken aufzuhängen." 

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