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Klosterbergbaude vor ungewisser Zukunft

Eigentlich wollte Wirt Gottfried Lange sein Gasthaus in Demitz-Thumitz nach der Corona-Pause wieder öffnen. Doch das klappt nicht.

Von Ingolf Reinsch
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Gottfried Lange bewirtschaftet seit 40 Jahren die Gaststätte auf dem Klosterberg zwischen Schmölln und Demitz-Thumitz. Mittlerweile ist er 80 und denkt ans Aufhören, auch wenn ihm dieser Gedanke schwerfällt.
Gottfried Lange bewirtschaftet seit 40 Jahren die Gaststätte auf dem Klosterberg zwischen Schmölln und Demitz-Thumitz. Mittlerweile ist er 80 und denkt ans Aufhören, auch wenn ihm dieser Gedanke schwerfällt. © SZ/Uwe Soeder

Demitz-Thumitz. Einiges war schon vorbereitet  für den Neustart nach der Corona-Zwangspause. Gottfried Lange hatte begonnen, die Tische in seiner Gaststätte auf dem Klosterberg  weiter auseinander zu stellen und sie einzudecken. Vor der Baude pflanzte er Stiefmütterchen. Er hackte Holz für den Kachelofen, der mitten im Gastraum steht, als  seine Kräfte plötzlich zu Ende waren. Der Wirt fiel für mehrere Wochen aus. 

Inzwischen geht es dem 80-Jährigen wieder besser. Doch gesundheitlich voll auf dem Posten ist er noch nicht. Deshalb bleibt das Schild "Wir haben geschlossen. Bis bald bei uns" weiterhin im Fenster. "Am Himmelfahrtstag können wir in diesem Jahr keine Gäste bedienen", bedauert Gottfried Lange. Und übers Pfingstwochenende auch nicht. Ob und wann er den Herd wieder anheizen kann, ist ungewiss.  

Fast 40 Jahre auf dem Klosterberg

Am 27. August werden es 40 Jahre, dass Gottfried Lange und seine Frau Erna die Bergbaude eröffnet haben.  Den geräumigen Flachbau haben sie in  den Jahren 1977 bis 1980 nach Feierabend und an den Wochenenden selbst errichtet. Die Familie und Freunde packten mit an. Zur Eröffnung bekamen sie eine Ehrenurkunde aus Berlin überreicht. Gottfried Lange  hält sie in Ehren.

Seit 14 Jahren bewirtschaftet er die Gaststätte allein, da seine Frau krank ist. Der kleine rührige Mann kocht, steht an der Theke, bedient die Gäste. Nur an den Wochenenden hat er Aushilfskräfte. Er putzt. Er holt alles ran. Er kümmert sich ums Gebäude und hält die Zufahrtsstraße in Schuss. Doch die Kraft lässt nach. Nicht erst, seitdem er beim Holzhacken umgefallen ist.  

Gottfried Lange sagt, er würde die Baude verkaufen, wenn einer käme, der wirkliches Interesse an der Gaststätte hat. Der Versuch, über einen Immobilienmakler einen Käufer zu finden,  hatte keinen Erfolg. Nun hofft er auf die Mundpropaganda. Und darauf, dass sich jemand meldet.  

Und wenn nicht? "Dann wird hier wohl irgendwann mal alles verfallen", sagt Gottfried Lange. Natürlich würde ihm das in tiefster Seele weh tun. So, wie ihm auch der Abschied vom Berg schwerfällt.  Aufgeben will er den Klosterberg und seine Baude nicht. "Das Gewerbe melde ich noch nicht ab", sagt er bestimmt. 

Streit über die Zufahrtsstraße

Stammgäste wie Karl-Heinz Reichelt aus Demitz-Thumitz hören das gern. "Die Klosterbergbaude ist ein Kleinod", sagt er. Der ehemalige Redakteur der Sächsischen Zeitung in Bischofswerda begleitet die Langes seit über 40 Jahren. Er hoffe sehr darauf, mit dem  Wirt noch das Bauden-Jubiläum im August feiern zu können.

Doch nicht nur das Alter,  auch die Umstände zehren an den Kräften. Seit Jahren liegt Gottfried Lange mit der Gemeinde Demitz-Thumitz im Streit wegen der Zufahrtsstraße. Sie gehört auf dem Bergkamm der Basalt AG. Der Wirt möchte, dass der rund einen Kilometer lange Weg öffentlich gewidmet wird. Nur dann wäre das Wegerecht aus seiner Sicht auf Dauer garantiert, was auch einem Nachfolger Sicherheit geben würde. 

Die Gemeinde hält dem entgegen: Durch eine öffentliche Widmung würde sie für den Straßenunterhalt, einschließlich Winterdienst, verantwortlich werden. Aus ihrer Sicht wäre das ein Präzedenzfall, den sie vermeiden möchte. Die  Verwaltung verweist dabei auf den Gleichheitsgrundsatz:  Wenn sie die "Klosterbergstraße" öffentlich widmen  würde,  könnten das auch andere Eigentümer für ihren Weg fordern. 

Die dritte Gaststätte auf dem Berg

Von der Basalt AG gibt es die Zusage, die Zufahrt zur Berggaststätte weiterhin zu ermöglichen. Das Unternehmen, das den Steinbruch und das Splittwerk am Klosterberg betreibt, habe ein Interesse daran, dass der Bergwirt sein Auskommen hat, sagt Oberbetriebsleiter Matthias Zeipert. 

Die von Langes errichtete Gaststätte ist die dritte auf dem Klosterberg. Die erste mit Aussichtsturm, zu Pfingsten 1905 eingeweiht, wurde in der Nacht zum 7. Mai 1945, wenige Stunden vor Kriegsende, von deutschen Soldaten gesprengt. Der damalige Wirt Fritz Rößler baute daraufhin eine Holzbaracke auf, die er bis 1971 bewirtschaftete. Sechs Jahre später begann Familie Lange zu bauen. Schön wäre es, wenn es auf dem Klosterberg weitergehen würde, wünscht sich nicht nur Karl-Heinz Reichelt.  

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