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Klosterziegel für Lomnitz

Das Stallgebäude auf dem Pfarrhof in Lomnitz wird saniert. Aber nicht nur dort wird historisches Baumaterial neu genutzt.

Von Alexander Buchmann
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Aus alten Treppenstufen aus der Kirche baut Bernhard Rudert Bänke für den Pfarrhof. Im Sommer beginnt die Sanierung des Stallgebäudes.
Aus alten Treppenstufen aus der Kirche baut Bernhard Rudert Bänke für den Pfarrhof. Im Sommer beginnt die Sanierung des Stallgebäudes. © René Plaul

Lomnitz. Das Stallgebäude auf dem Pfarrhof in Lomnitz ist in schlechtem Zustand. Die vordere Mauer hat sich durch nachgebenden Baugrund weit nach vorn geneigt, wodurch sich der Dachstuhl ebenfalls in diese Richtung verschoben hat. Gehalten wird er nur noch durch eiserne Zuganker. „Ohne die hätte es die Mauer schon lange umgeschmissen“, sagt Bernhard Rudert, Vorsitzender des Fördervereins Dorfkirche Lomnitz. Damit diese Gefahr dauerhaft gebannt wird, wird das historische Gebäude im Sommer saniert. Bis es soweit ist, haben Rudert und seine Mitstreiter aus dem Verein aber noch einiges zu tun.

Denn bevor die Arbeiten beginnen können, muss das Stallgebäude erst einmal ausgeräumt werden. Das dient der Kirchgemeinde derzeit vor allem als Lager. So sind darin beispielsweise die Tische, Stühle und Bänke für das alljährliche Ritterfest und das Pfarrhof-Fest untergebracht. In einem Werkstatt-Raum stapeln sich zudem Werkzeuge, Rasenmäher und andere Geräte, die für die Pflege des Friedhofs benötigt werden. „Das muss alles noch raus, damit die Handwerker arbeiten können“, sagt Rudert. Das Obergeschoss ist dagegen schon weitestgehend beräumt.

Das Dach ist mit Ziegeln aus dem Kloster St. Marienstern neu gedeckt.
Das Dach ist mit Ziegeln aus dem Kloster St. Marienstern neu gedeckt. © René Plaul

Blickt man dort nach oben, wird deutlich, wie stark der Zahn der Zeit an dem um das Jahr 1780 erbauten Stallgebäude genagt hat. Zwischen den Dachziegeln fällt gleich an mehreren Stellen Licht in den Raum, und bei schlechtem Wetter eben auch Regen. Viele Fußpunkte des Dachstuhls sind ebenfalls kaputt. „Das lässt sich aber restaurieren“, sagt Rudert. Weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht und die finanziellen Mittel begrenzt sind, musste der Förderverein dafür aber erst einmal die passenden Dachziegel finden.

Die wurden schlussendlich im 30 Kilometer entfernten Panschwitz-Kuckau aufgetrieben – im Kloster St. Marienstern. Wenn dort alte Dächer erneuert werden mussten, wurden die Ziegel, die noch zu gebrauchen waren, eingelagert und werden auf Anfrage abgegeben. Bei den großen Dachflächen des Klosters blieb dabei genug übrig, dass es für kleine Gebäude reicht. Von einem Dachdecker seien diese bereits geprüft worden und auch der Denkmalschutz habe der Nutzung zugestimmt, sagt Rudert.

Pfarrhof-Fest am 16. Juni

Etwa 13 000 Stück der hartgebrannten Biberschwanzziegel werden für das Stallgebäude gebraucht. Diese bekommt der Förderverein vom Kloster zwar geschenkt, doch kostenlos sind sie damit trotzdem nicht. Denn beim Einladen müssten zwei Dachdecker prüfen, dass es sich um die richtigen Ziegel handelt, erklärt Rudert. Außerdem müssen diese in drei Fuhren nach Lomnitz transportiert werden. Deshalb ist auch der ursprüngliche Plan, die Ziegel noch in diesem Monat zu holen, verworfen worden. Stattdessen werden sie wohl erst zum Beginn der Sanierungsarbeiten geholt.

Diese sollen nach dem Pfarrhof-Fest am 16. Juni starten, wahrscheinlich im Juli. Dabei werden außer dem Dach auch die Wände und die Elektrik erneuert. Außerdem sollen Fenster und Dachfenster für mehr Licht im Obergeschoss sorgen. Einen Ausbau des Gebäudes samt Wasseranschluss und Toiletten werde es aber nicht geben, sagt Rudert. Denn auch danach soll es in erster Linie weiter als Lager dienen. Im Obergeschoss könnte ein Bereich aber vielleicht auch für Gemeindeveranstaltungen genutzt werden.

Die Sanierungskosten in Höhe von etwa 100 000 Euro werden zur Hälfte über Fördergelder finanziert. 30 Prozent steuert die Landeskirche bei, die restlichen 20 Prozent teilen sich Kirchgemeinde und Förderverein. Letzterer hat sich dafür das Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres 15 000 Euro an Spenden einzusammeln. Im Herbst vergangenen Jahres waren dafür bereits rund 12 000 Euro zusammengekommen.

Während die Arbeiten am Stallgebäude erst in einem Vierteljahr starten, wird auf dem Außengelände bereits jetzt gearbeitet. Auf der Fläche zwischen dem Gebäude und der Kirche entstehen derzeit zwei Sitzecken mit Bänken. Auch hierfür wird historisches Baumaterial einer neuen Bestimmung zugeführt. Für die Bänke werden nämlich steinerne Treppenstufen aus der Kirche verwendet, die 2009 beim Bau eines barrierefreien Zugangs zum Gotteshaus abgebaut wurden. Ab 1. April ist die Kirche wieder täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.