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Klowagen als Indiz für die Radeberger Kultur

Das Fest zum 90-jährigen Bestehen des Radeberger Bads sollte ein Riesending werden. Als der Stadtbadverein aber vor zehn Tagen erfuhr, dass es am selben Wochenende im Schloss jazzt, sagte er das Fest ab. Nun fordern die Vereine mehr Koordination von der Stadt.

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Von Birgit Andert

Es war eine illustre Runde, die am Freitagabend im Kaiserhof zusammengekommen war. Sieben Vertreter der verschiedensten Radeberger Vereine hatten sich kurzfristig Zeit genommen und saßen mit Bier und Apfelschorle um den großen Tisch herum. Grund für ihr Treffen war aber kein lustiger Umtrunk, sondern die ernsthafte Sorge um das Kulturleben ihrer Stadt.

Eingeladen hatte der Stadtbadverein, der in diesem Jahr eine herbe Erfahrung machen musste. Zum 90-jährigen Bestehen sollte eine riesige Party steigen, und zwar vom 11. bis 13. Juli mit dem schon legendären Badfest. Festgesetzt und als Information an die Stadt gegeben wurde dieser Termin im Januar. Etwa einen Monat später einigte sich Katja Altmann vom Schloss Klippenstein mit dem Lionsclub auf einen Termin für „Jazz im Schloss“: Es sollte der 12. Juli werden. Auch sie hat diesen Termin an die Stadt weitergeleitet, ohne dass er jedoch im Internet-Veranstaltungskalender aufgetaucht wäre.

Erst vor zehn Tagen erfuhr der Badverein deshalb vom Konzert im Schloss. „Wenn ich im Bad meine Musik aufdrehe, dann können die Jazzmusiker einpacken“, weiß Vereinsvorsitzender Frank Hantschmann aus Erfahrung. Und so hat er schweren Herzens das Fest für dieses Jahr abgesagt. „Ich hätte es so kurzfristig nicht mehr verschieben können“, erklärt er wehmütig.

Nun ist die Erfahrung des Stadtbadvereins kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr, so sagt Ulrich Hennig vom Badverein, fand das Badfest Arnsdorf gleichzeitig mit dem Radeberger Badfest statt. In diesem Jahr muss der Schützenverein sein Fest am selben Tag feiern, an dem auch Korch ein großes Betriebsfest begeht. „Wir bekommen keine Biertische und -bänke“, klagt Armin Blechschmidt vom Schützenverein. „Ich kann doch aber nicht alle Vereine anrufen, wenn ich ein Fest plane“, entrüstet sich Lars Hirsch vom Kohlrabi-Insel e. V. Dabei hat sein Verein noch das Glück, den Toilettenwagen zu vermieten. „Auf diese Art erfahren wir dann doch eher als andere von den Festen“, schmunzelt er. „Aber es kann doch eigentlich nicht sein, dass der Klowagen die Radeberger Kulturlandschaft regelt.“

Nicht nur Hirsch sieht deshalb die Stadt in der Pflicht. „Wer anders als die Stadt kann unsere Informationen bündeln und rechtzeitig verfügbar machen“, fragt er. Der Veranstaltungskalender auf der Internet-Seite der Stadt wäre oft nicht auf dem neuesten Stand, trotz wiederholter Anrufe würden falsche Termine lange nicht korrigiert.

Radebergs Bürgermeister Gerhard Lemm (SPD) kann die Kritik nicht verstehen. „Wir sind nicht für die Rundumversorgung der Vereine verantwortlich“, sagt er. „Wenn wir die Informationen bekommen, stellen wir sie auch ins Netz.“ Trotzdem plant er eine „Nachdenkensrunde“, in der er mit den Vereinen überlegen will, wie man die Koordination vereinfachen kann. „Eins ist aber klar“, gibt Lemm zu bedenken, „bei der angespannten Haushaltslage kann ich keine Vollzeitstelle dafür einrichten.“

Statt des Badfestes gibt es in der Woche vom 7. bis zum 11. Juli abends jeweils von 17 bis 22 Uhr kleinere Veranstaltungen im Stadtbad Radeberg.

Vereine, die mit dem Badverein in Verbindung treten wollen, können das unter Tel.: 03528/442226 (Stadtbad) tun.