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Kneipen-Wirte befürchten Aus durch Rauchverbot

Ab 1. Februar gilt das neue Gesetz zum Schutz der Nichtraucher. Während Restaurantinhaber kaum Sorgen haben, sehen einige Kneiper schwarz.

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Von Ingo Kramer

Volker Krause hat Angst um seine Existenz. Seit acht Jahren betreibt er in der Landeskronstraße 19 das, was er eine „Kiezkneipe“ nennt: die Lands-kron-Oase. Vor allem Stammgäste sind es, die zu ihm kommen, um etwas Warmes zu essen, das eine oder andere Bier zu trinken und dazu ihre Zigarette zu rauchen.

Damit soll ab 1. Februar 2008 Schluss sein. Dann tritt das sächsische Nichtraucherschutzgesetz in Kraft. Es verbietet das Rauchen in Gaststätten. Nur in abgetrennten Nebenräumen darf zukünftig geraucht werden. „Ich habe nur einen Gastraum und da kann ich nichts abtrennen“, sagt Krause. Nach draußen kann er seine Gäste zum Rauchen auch nicht schicken: „Dann beschweren sich Anwohner wegen Lärmbelästigung“, vermutet er. Ein Umzug würde ihn Geld kosten. Nun befürchtet er, dass er nächstes Jahr schließen muss.

Damit ist er nicht der Einzige. Liane Eichel hat jahrelang bei ihm gearbeitet. Vor zwei Wochen hat sie in der Landeskronstraße 43 ihre eigene Kneipe aufgemacht, das Big Mama. 98 Prozent ihrer Kunden seien Raucher, sagt sie. Auch sie sieht keine Möglichkeit für einen Umbau. Fast täglich redet sie mit den Gästen über das Thema. Dabei sind alle einer Meinung: „Der Gast muss selbst aussuchen können, was er in seiner Freizeit macht.“

Wolfgang Richter teilt die Befürchtungen. Er ist Vorsitzender der Kreisgruppe Görlitz bei der Dehoga, dem deutschen Hotel- und Gaststättenverband. „Einige Gaststätten, die nur einen Raum haben und nicht umbauen können, werden schließen müssen“, sagt Richter. Er plädiert dafür, dem Kneiper selbst die Entscheidungsfreiheit zu überlassen.

Wahlmöglichkeiten für die Wirte fordert auch Axel Hahn, der Vorsitzende des Tourismusvereins: „Gibt es nur einen Gastraum, so sollte der Wirt entscheiden, ob es generell ein Raucher- oder ein Nichtraucherlokal ist.“ Über praktische Konsequenzen in Görlitz sei ihm nichts bekannt: „Die Wirte erwarten jedoch allgemein rückläufige Gästezahlen und sinkende Umsätze.“

Das freilich sieht jeder Gastronom anders. Johannes Witoschek, der am Untermarkt die Kleine Marktwirtschaft betreibt, hat auch schon von Leuten gehört, die sich im Winterhalbjahr nicht in seine Kneipe setzen, weil es ihnen zu verraucht ist: „Die würden zukünftig kommen“, sagt er. Dafür werden andere Gäste wegbleiben. Für die Zukunft der „Kleinen Marktwirtschaft“ hat er schon eine Idee. Die müsse aber noch geprüft werden.

Im Café, Bar und Bistro Lolos in der Theaterpassage hingegen gibt es schon seit einiger Zeit einen großen Raum und einen kleinen, abgegrenzten Nichtraucherraum. „Wir tauschen die Bereiche einfach aus“, sagt Mitarbeiterin Carola Auster. Auch Spyridula Tsiachti, Geschäftsführerin im Griechischen Restaurant Athos in der Elisabethstraße, hat keine Sorgen. „Wir ziehen ab Dezember in die Klosterstraße 2 um“, sagt sie. Noch sei nicht alles zu Ende gedacht, aber mit Sicherheit werde sich dort eine Möglichkeit finden lassen.

Die sieht auch Klaus Wilkens vom Zeltgarten in Weinhübel. Er hat vier Gasträume zur Verfügung. Deshalb muss er nicht umbauen und sieht auch keine Kosten auf sich zukommen. Glücklich ist er trotzdem nicht: „Viele wollen einfach in der Gaststätte rauchen.“

Im Alex in der Schlaurother Straße gibt es dagegen nur einen Raum und keine Umbaumöglichkeit. „Bei uns werden die Raucher künftig draußen qualmen müssen“, sagt Mitarbeiterin Carola Renger. Zu DDR-Zeiten habe es ein generelles Mittagsrauchverbot gegeben: „Daran hat sich niemand gestört.“

Volker Krause hilft das wenig. Zu seinen 40 Stammgästen zählen nur zwei Nichtraucher. „Selbst diese beiden finden es in Kiezkneipen gemütlich“, sagt er. Eine gute Lösung aber hat er nicht.

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