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Kniebeuge für Sachsens Sieg

Am Montagabend rief Ministerpräsident Georg Milbradt spontan für den 11. April einen „Olympischen Tag“ an Sachsens Schulen aus. Grund: Am Sonnabend fällt die Entscheidung in Sachen deutscher Olympia-Anwärter 2012. Ein bisschen moralische Unterstützung tut also Not. Was aber halten Schulen im Landkreis Kamenz von dieser Aktion?

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Von Ina Förster

Geht es nach den Wünschen der Organisatoren, sollen sich morgen am liebsten 600 000 sächsische Schüler im Unterricht mit dem olympischen Gedanken beschäftigen. Dabei ist egal, ob sie selber zu Ball, Keule und Speer greifen oder fachübergreifend etwas zu Olympia lernen. Der sportliche Gedanke geistert zumindest schon einmal durch die Köpfe des Regionalschulamtes Bautzen, welches auf Milbradts Ansinnen hin schnellstens Hinweise zum Thema per e-Mail an die Schulleiter sandte. Doch auf der Suche nach wirklichen Aktionen in der Region wird schnell klar – nur die wenigsten stellen so kurzfristig etwas auf die Beine.

Vorbildlich in der Kreisstadt zum Beispiel sind die Grundschulen. In der 1. Grundschule beschäftigen sich die ersten bis vierten Klassen durchweg mit Olympia; ob in Kunst, Deutsch, Mathe oder direkt im Sport bei kleinen Wettkämpfen. „Das alles geschieht auf kindgemäße Art. Im Internet findet man allerhand zum Thema und auch konkrete Vorschläge für den Unterricht“, erzählt Schulleiterin Sabine Krause. Ebenso hält Gabriele Graul von der 3. Grundschule zur Stange. „Wir haben kleine Wettbewerbe und Staffeln geplant. Und in Mathe wollen die Lehrer die Olympischen Spiele am Zeitstrahl auflisten. Sportlich bereiten wir uns außerdem auf einen Crosslauf im Forst und den Hutberg-Blütenlauf vor.“ Auch in der Grundschule Wiesa tüftelte man gestern in der täglichen Dienstberatung etwas zum Thema aus. Das Sauerbruchgymnasium Großröhrsdorf war da bereits weiter in der Planung. „Als sportfreundliche Schule müssen wir schließlich ein Zeichen setzen, wenn nur ein kleines. Jede Klassenstufe bekommt eine Stunde Sport mit verschiedenen Spielturnieren zugestanden. Und wenn das Wetter besser wird, laufen die Schüler vielleicht die Olympiameile, nämlich 2012 Meter“, berichtet Schulleiter Ulrich Schlögel. An der Mittelschule Elstra stehen ebenfalls echte olympische Disziplinen im Mittelpunkt. „Das Miniprojekt läuft allerdings nicht in jeder Klasse“, so Chef Gert Heine. „Dazu war alles etwas kurzfristig!“

Dies allerdings fanden die meisten. Schulleiter. Die Mittelschulen in Kamenz samt Lessing-Gymnasium halten überhaupt nichts von der Sache. „Da sollte man schon eine Woche eher mit solchen Dingen kommen. Ich habe gestern aus der Zeitung davon erfahren“, meint Volker Schmidt von der 1. Mittelschule. Und Helmut Münstermann vom Gymnasium ergänzt: „Wir haben darüber geredet, halten aber nichts von solchem Aktionismus!“ Dem kann sich Klaus Krahl von der 2. Mittelschule nur anschließen. Überhaupt scheinen Schüler und Lehrer andere Probleme zu haben.

In der Saarstraße laufen die letzten Vorbereitungen auf die Projektwoche „Schule einmal anders“, die Montag beginnt. Die Mittelschule Pulsnitz hat Vorprüfungen. „Was nicht heißt, dass man sich später mit Olympia auseinander setzen kann“, so Axel Thiele. Doch auf Schnellschüsse stehen eben die wenigsten. „Wir begrüßen zwar solche Aktionen, aber kurzfristig ist nichts drin“, so die Oßlinger Schulleiterin Ilona Geppert. „Und als Schule mit sportlichem Profil sind wir ohnehin immer an der Sache dran!“