Von Franz Herz
Freital hat ein gutes Dutzend davon, Bannewitz etliche, Schmiedeberg, Glashütte, Wilsdruff, sie alle haben doppelte Straßennamen in den Ortsteilen nach Gemeindevereinigungen: Knifflige Rätsel für Ortsfremde.
Eva Neumann aus Hennersdorf wandte sich deswegen an die SZ. Sie wohnt in dem Schmiedeberger Ortsteil in der Oberen Dorfstraße, weiter unten heißt sie Untere Dorfstraße. In der Gemeinde gibt es noch zwei Dorfstraßen in den Ortsteilen Obercarsdorf und Naundorf. Da kapituliert selbst moderne Technik. „Wir hatten Besuch, den lotste das Navigationssystem nach Hennersdorf“, berichtet Dietmar Göbel aus Obercarsdorf.
Zuständig für die Straßennamen sind die Gemeinden. Doch sie haben keine Patentlösung. Manche benennt eine ihrer doppelt gemoppelten Straßen um wie Reinhardtsgrimma oder Altenberg. Nun kommt’s vor, dass ortsfremde Lieferfahrer die Lange Straße in Reinhardtsgrimma suchen, die durch den Ortsteil Cunnersdorf führt. „Die verstehen nicht, warum man sie weiter schickt, gerade wenn sie erst durch den Ort gekommen sind“, berichtet Jürgen Raab (Wählergemeinschaft), der stellvertretende Bürgermeister. Manche Anwohner ärgert, wenn ihr Ortsname aus der Anschrift verschwindet. Es stehe jedem frei, den über die Straße in die Adresse zu schreiben, sagt Postsprecher Jens-Uwe Hogardt. Vorschriften mache die Post niemandem. Nur der Bestimmungsort nach der Postleitzahl müsse eindeutig sein. Sonst spuckt der Postcomputer und ein Brief ist schlimmstenfalls länger unterwegs.
Die andere Möglichkeit ist, den Ortsteilen ihre Straßennamen zu lassen, wie es Freital mit Pesterwitz hält. Das klappt, wenn der Ortsteil in der Adresse steht. „Das würde unsere Arbeit unglaublich erleichtern“, sagt Kathrin Kiene, Chefin von Media Logistics in Dresden, die in Ostsachsen als „Post Modern“ Briefe zustellt. „Sonst müssen unsere Zusteller suchen, welcher Ortsteil der richtige ist“, sagt sie.
Bei Rettungseinsätzen sind klare Adressen lebenswichtig. An eine unnötige Irrfahrt erinnert sich Kreisbrandmeister Dietmar Torau. Vor Jahren wurden Notrufe nach Dresden durchgeschaltet. Da ging ein Feueralarm aus Freital-Weißig ein und die Disponenten schickten die Wehr nach Weißig ins Dresdner Hochland. Die war schon unterwegs, als der Fehler auffiel und erst die Freitaler Wehr alarmiert wurde. „Das ging zum Glück glimpflich aus“, sagt Torau.
„Wir haben keine Adressprobleme“, sagt René Müller, stellvertretender Chef der Rettungsleitstelle des Weißeritzkreises in Dipps. „Die Mitarbeiter fragen die Adressen genau ab“, ergänzt Torau. Müller sagt: „Im Computer stehen die Ortsteile. Wenn jemand die Hauptstraße in Dippoldiswalde nennt, zeigt der, dass es die nicht gibt. Wir fragen dann nach dem Ortsteil. Die meisten sagen von selbst, wenn sie in Reichstädt oder Lübau wohnen.“