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Königliche Wissenschaft

Sebnitz. Die Tradition des Schachspiels lebt in der Region weiter. Zum Tag des Schachs ist jeder Mitspieler willkommen.

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Von János Joó

Fabian Zirnstein grübelt eine Weile, bis er seinen Zug macht. Es ist nur ein Übungsspiel, aber es macht dem Vierjährigen sichtlich Spaß, gegen seinen Papa anzutreten, zumal er ihn gerade matt gesetzt hat. „Ich kann schon Schach“, sagt der Kleine, als wäre das ganz selbstverständlich. Aber schließlich ist Vater Falk Zirnstein auch der Sektionsleiter des Schachvereins.

Seit fast 80 Jahren im Verein

Sebnitzer und Neustädter Spieler haben sich in diesem Jahr hier zusammengefunden, denn wie bei vielen anderen Vereinen auch, haben Abwanderung und Schülerrückgang ihre Spuren hinterlassen. Den Bestand des Schachspiels in der Region zu fördern und die Nachwuchsarbeit – das kann durch die Zusammenarbeit besser gewährleistet werden. Schließlich hat das Spiel eine lange Tradition in Sebnitz. Bereits seit 1927 wird es aktiv im Verein gespielt.

Ein dickes Fotoalbum zeigt Synchron- und Blitzschachturniere auf dem Marktplatz genauso wie die großen Erfolge der heimischen Schachfreunde. Und auch heute spielt eine Mannschaft in der 2. Landesklasse, eine weitere sowie die Jugendmannschaft in der 2. Bezirksklasse und die dritte Mannschaft in der Kreisklasse. Schachfreunde sind jederzeit willkommen, um den derzeit 25 Aktiven über die Schultern zu schauen – unabhängig von Alter und Spielstärke.

„In Pirna und Dresden sind die Schachspieler sehr rege, hier in der Region geht es etwas unter“, sagt Vereinsmitglied Christine Brandes. Sie hat in der 5. Klasse durch einen Lehrer zum Spiel gefunden. „Ich war sofort Feuer und Flamme“, sagt sie. Sie freut sich schon auf den deutschlandweiten Tag des Schachs am 26. August, sollen doch dadurch wieder die Menschen an das Spiel herangeführt werden. In Sebnitz, Neustadt und Stolpen sind dazu Veranstaltungen mit zum Beispiel Blitzschach oder Familienschach geplant, wo Amateure und Profis einfach mitmischen dürfen. „Ich würde mich freuen, wenn in den Gaststätten auch mal ein Schachbrett zum Ausleihen bereit liegen würde“, sagt sie. André Müller ist nach einer längeren Pause wieder eingestiegen, denn auch ihn reizen das logische Denken, die verschiedenen Strategien und Eröffnungsvarianten. „Ich habe in der Schule meinen Notendurchschnitt um zwei Noten verbessert“, ist der heute 42-Jährige überzeugt.

„Schach ist halt Sport, Kunst und Wissenschaft – von allem etwas“, sagt Walter Heymann, der zahllose junge Schachspieler betreute. Auch nach oben gibt es keine Altersgrenze. Helmut Kotkamp ist 75 Jahre alt, und obwohl er bereits als Fünfjähriger angefangen hat, wurde ihm das Spiel nie langweilig. „Man kann sich mit sehr fairen Mitteln messen“, sagt er. „Beim Handball wird schon mal ein Bein gestellt, das gibt es beim Schach nicht.“ Auf die Frage, wie man einen Schachspieler denn so richtig ärgern kann, bleibt er entsprechend gelassen: „Einen Schachspieler bringt man nicht so leicht auf die Palme.“