Von Rolf Ullmann
Das erste kurze Sonnenbad in diesem Jahr ging für Julia voll daneben. Hässliche rote Flecken an Hals und Dekollete sowie das Gefühl der Spannung ihrer Haut lässt die junge Frau nur ungern an den Sonntagnachmittag zurückdenken.
Einige Tage später sitzt sie Carolin Firnhaber in deren Ganztagesschönheitsfarm in Nieder Seifersdorf gegenüber. Wie üblich beginnt die Behandlung mit einem Gespräch über das allgemeine Befinden und die Wünsche der Kundin. Selbstverständlich berichtet Julia über die Probleme mit ihrer, wie sie meint, besonders empfindlichen Haut. Carolin Firnhaber kann ihr aber einen großen Teil ihrer Befürchtungen nehmen. „Das Frühjahr ist besonders stressig für die Haut, nicht nur für die von Ihnen. Sie müssen sich vorstellen: Im Winter arbeitet der Hautorganismus sozusagen auf Sparflamme. Die wenigen UV-Strahlen bringen viel weniger Energie auf die Hautoberfläche, als in den anderen Jahreszeiten. Nun im Frühjahr ist die Haut sehr trocken und neigt viel leichter zu Hautreizungen und Rötungen.“
In den nächsten Minuten schlägt Carolin Firnhaber ihrer Kundin die nötigen Behandlungsschritte vor, damit Klärchen beim nächsten Mal sanfter mit Julias reizvoller Oberfläche umgeht. Einen Rat gibt ihr die Kosmetikerin aber dann doch noch auf den Weg mit: Viel Bewegung an frischer Luft und eine optimale Ernährung seien für das Wohlbefinden nicht nur im Frühling wichtige Voraussetzung.
Etwa 15 bis 20 Minuten nimmt sich Carolin Firnhaber jedesmal Zeit, um sich mit ihren Kundinnen vor einer Behandlung auszutauschen. Diese Gespräche sind für sie mindestens so wichtig wie der gezielte Einsatz von Massagen und kosmetischen Mitteln. Den Zusammenhang zwischen physischem und psychischem Wohlbefinden während einer Behandlung habe sie bereits während ihrer zweijährigen Ausbildung zur Kosmetikerin im Nieskyer Salon Sybille kennen gelernt. „Körper, Geist und Seele sollen miteinander in Einklang gebracht werden. Ein klein wenig Egoismus ist dabei ganz gut. Das Gefühl, einmal etwas ganz für sich allein zu tun, während einer mehrstündigen Behandlung so richtig abzuschalten, hat meinen Kunden noch nie geschadet“, sagt Carolin Firnhaber.
Nach dem Abschluss der Lehre im Frühsommer 1989 zog es Carolin, wie viele andere junge Leute auch, in den Westen Deutschlands. In einer Parfümerie in Oberhausen stellte sie sich einem völlig neuen gesellschaftlichen Umfeld. Ihre Kontaktfreudigkeit erleichterte es ihr dabei, sich im Ruhrgebiet zu behaupten. 1993 kehrte sie in ihre Heimat zurück. „Der anfängliche Kampf um die Kunden und die Gestaltung des eigenen Lebens in der ländlichen Umgebung war nach der Zeit in Oberhausen sehr schwer für mich“, erinnert sich Carolin Firnhaber an den Beginn ihres neuen Lebensabschnittes. Beim Aufbau ihrer Ganztagesschönheitsfarm stand ihr Mutter Barbara Firnhaber beratend zur Seite. Nicht nur so mancher fachliche Rat, sondern auch viele Tipps zum Umgang mit den Behörden und Banken erleichterten ihr die ersten Schritte beim Aufbau ihrer neuen Existenz.
1998 war es dann soweit. Im sehenswerten Fachwerkhaus unmittelbar an der Zufahrt zum Nieder Seifersdorfer Städtl konnte sie ihre ersten Kundinnen begrüßen. Inzwischen kann sie auf einen stabilen Kundenstamm verweisen. Vier angehende Kosmetikerinnen erhielten bisher durch sie eine fundierte Ausbildung.
Als Dozentin für Ganzheitskosmetik unterrichtet Carolin Firnhaber seit dem Jahr 2001 an der Euro-Schule Görlitz zwei Tage pro Woche in drei Klassen. Sie gibt dabei an jeweils 20 junge Frauen viel von ihrem Wissen und ihren praktischen Erfahrungen weiter.