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Kommen die Kinder jetzt noch sicher zur Schule?

Zwei Zebrastreifen in der Gemeinde sind verschwunden. Vor allem viele Eltern fordern, diese wiederherzustellen.

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Von Nicole Czerwinka und Eric Weser

Siegfried Janetzki von der Verkehrswacht Riesa-Großenhain ist außer sich. Seit Jahren führt er für die Kinder in Gröditz und Umgebung Schulungen zur Verkehrssicherheit durch, lehrt ihnen Verkehrsregeln und zeigt den sichersten Weg zur Schule. Auch in Frauenhain. Doch dort wurden Mitte Februar zwei Zebrastreifen entfernt. Der eine an der Bäckerei Sachse, der andere am Gemeindeamt. Janetzki findet das nicht richtig.

„Ich habe den Zebrastreifen an der Hauptstraße mit den Kindern immer gern genutzt. Es ist gar nicht zu verstehen, dass der jetzt weg ist, wo doch die Fahrzeugdichte ständig zunimmt“, sagt der engagierte Gröditzer Verkehrswächter. Doch das sieht das Kreisverkehrsamt offenbar anders. Dort nämlich habe man bei der letzten Verkehrsschau im November 2012 „erhebliche Mängel für die verkehrssichere Nutzung des Fußgängerüberwegs festgestellt“, teilt Wolfgang Regenhardt vom Kreisverkehrsamt auf SZ-Anfrage mit. So habe vor allem die Beleuchtung des Überwegs nicht den heutigen Sicherheitsstandards entsprochen.

Das Kreisverkehrsamt hatte zudem eine stichprobenartige Verkehrszählung in Frauenhain durchführen lassen. Ergebnis: „Weder die Verkehrsbelastung der Straße noch das Fußgängeraufkommen rechtfertigte die Notwendigkeit eines Überwegs“, so Regenhardt. „Eine umfangreiche und kostenintensive Umrüstung des Überwegs wurde aufgrund der geringen Verkehrszahlen nicht angestrebt“ und der Überweg kurzerhand entfernt.

Doch nicht nur Siegfried Janetzki ist über dieses Vorgehen empört. Auch die Eltern jener Kinder, die auf ihrem Schulweg täglich an der Bushaltestelle in Frauenhain ein- und aussteigen, sind wütend. Sie haben Unterschriften für die Wiederherstellung des Fußgängerüberwegs gesammelt. Die Liste liegt in der Bäckerei Sachse in Frauenhain aus.

Der zweifache Vater Thomas Roch versteht nicht, wie das Landratsamt so „rigoros“ handeln konnte. Auch seine Kinder haben den Überweg genutzt. Die kleine Tochter geht in Pulsen in die Grundschule, die große fährt mit dem Bus in die Schule nach Großenhain. „Die Zebrastreifen waren doch nicht schlecht“, sagt er und zweifelt die Ergebnisse, der vom Kreisverkehrsamt durchgeführten Verkehrszählung, an. „Zu dem Zeitpunkt waren ja Ferien, klar sind da weniger Kinder unterwegs“, so Roch.

„Die Ausschüsse der Gemeinde haben der Abschaffung der Überwege zugestimmt, weil die Grundschule in Frauenhain seit Jahren geschlossen ist und wir daher keinen Bedarf sahen“, erklärt Bürgermeister Lothar Herklotz (parteilos). Er räumt allerdings ein, dass diese Zustimmung möglicherweise etwas zu schnell erfolgt sei. „Wir waren selber überrascht über die Reaktion der Eltern.“ Die Gemeinde wolle sich daher erneut mit dem Landratsamt verständigen und Möglichkeiten für die Wiederherstellung der Zebrastreifen ausloten. „Wir werden selbst eine Zählung durchführen, um zu sehen, wie viele Schüler die Busse nutzen“, so Herklotz. Allerdings werden auch finanzielle Aspekte über die Wiederherstellung der Zebrastreifen oder gar die Installation einer Fußgängerampel entscheiden. „Das kommt auch auf die Betriebskosten einer solchen Anlage an“, sagt Herklotz. Die ersten Gespräche mit dem Landratsamt laufen derzeit.