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Sterben die Kneipen, stirbt der gesellschaftliche Zusammenhalt

Markus van Appeldorn zur Gastronomie als Wirtschaftsfaktor für die Region.

Von Markus van Appeldorn
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© dpa/Eichler

Deutschlands bekanntester Werbe-Slogan der jüngeren Zeit wird zwar nicht mehr verwendet - doch er sorgt immer noch für einen bösen Nachhall: "Geiz ist geil!" Ganze Branchen leiden unter einer weit verbreiteten Darf-nix-kosten-Mentalität . Die macht den Gastronomie-Betrieben im Südkreis besonders zu schaffen. Jenseits der Grenze gibt's Bier und Braten zum Spottpreis. Gerade in dieser Situation lässt sich den Kunden eines schwer vermitteln: die Wahrheit. Die ist nämlich, dass für das Mehr an sozialer Gerechtigkeit, die der Mindestlohn schaffen soll, letztlich der Gast zahlen muss. Wenn der Gast unweigerlich nötigen Preiserhöhungen aber einfach ausweicht, bringt das Gastronomen in Existenznot und löst eine ruinöse Spirale aus. Das Angebot wird verknappt und damit noch unattraktiver für Gäste. Weil die dann noch mehr ausbleiben, geraten Gastronomen noch mehr unter Kostendruck. Das Ende: Kneipensterben. Und mit ihnen stirbt ein so wichtiges Stück gesellschaftlichen Zusammenhalts. Gastronomie soll aber nicht bloß den Hunger der Menschen stillen und ihren Durst löschen. Gastronomie schafft soziale Werte. Die Gastronomie ist ein Kulturgut der Region - und einer der wichtigsten Stützpfeiler für den Tourismus und auch die Attraktivität der Oberlausitz als Wirtschaftsstandort. Es ist daher auch ein politischer Auftrag, eine Investition in die Region, dem Kneipensterben entgegen zu wirken - zum Beispiel mit flexiblen Gesetzen zur Arbeitszeit. Ein Gastronom muss reagieren können, wenn etwa die Hochzeitsfeier länger dauert als geplant. Er kann seine Gäste nicht rausschmeißen, weil sein Personal nicht länger arbeiten darf. Jeder Kellner arbeitet mit Sicherheit gerne zwei Stunden länger, bekommt den Freizeitausgleich später und sichert sich damit seinen eigenen Job. Und auch die Verbraucher sind gefordert. Wer soziale Gerechtigkeit durch den Mindestlohn will, muss die Folgen akzeptieren. Wirte unternehmen viel, um einen Besuch im Restaurant oder in der Kneipe zu einem Erlebnis zu machen. Gäste wollen nicht einfach mehr bezahlen müssen. Sie wollen einen Mehrwert spüren.

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