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Die Mehrheit seid ihr doch nicht

Die Anfrage von Susanne Sodan zum Führerhaus-Aufkleber verbreitete sich rasch im Internet. So sieht sie das Phänomen der Hasskommentare.

Von Susanne Sodan
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©  Fotomontage SZ

Noch nie habe ich so viele Antworten auf eine Anfrage bekommen. Gut, am Ton lässt sich arbeiten. Aber so viele Reaktionen, bevor ich auch nur eine Zeile geschrieben habe. Ironie aus. 

Aber das ist tatsächlich der Punkt: der Ton. Sehr rau. Oft unsachlich. Das hat man in Görlitz längst feststellen müssen, wie bei der OB-Wahl voriges Jahr. Deshalb: Nein, die Reaktionen in den sozialen Medien und den Mails haben nicht überrascht. Ihre Anzahl vielleicht. Auch, dass es derartige Ausfälle gibt, bevor überhaupt etwas veröffentlicht ist. Aber sonst? Beklemmend wird’s, wenn man eher überrascht ist, dass es auch anders läuft: Eine Frau hatte wegen der kursierenden SZ-Anfrage angerufen. In der Sache sind wir uns nicht einig geworden. Aber darüber, dass man trotzdem in Normallautstärke und ohne Beschimpfungen sprechen kann.

Sachlichkeit hilft, um nicht selbst in so einer Blase hängenzubleiben: Wie viele haben denn wirklich eine Mail geschrieben? Keine 30. Ein sehr kleiner Bruchteil, gemessen an den digitalaffinen Einwohnern der Region. Auch der Nieskyer Unternehmer hätte schreiben können.

Der Busfahrer in Dresden voriges Jahr hatte Gründe für sein Schild genannt, über die sich sicher streiten lässt, aber immerhin. Auch der Nieskyer Firmenchef hätte benennen können, was ihn bedrückt, er hätte sich distanzieren oder eben hinter die Aufkleberaktion stellen können. Vielleicht war es gar ein Sozialexperiment. Der Inhaber aber, oder wer auch immer, hat anders entschieden. Ob die fixe Verbreitung der fotografierten SZ-Anfrage gewollt war oder ein Fall von „dumm gelaufen“? Das Ergebnis ist das gleiche: Zucker für Verschwörungstheoretiker und anonyme Beleidiger. Zum Glück nicht die Mehrheit.

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