Frank Seibel
Sätze wie aus der Zeitmaschine: „Ich bin Antifaschist. Deshalb muss ich mich politisch artikulieren.“ Ein erstaunliches und auch entlarvendes Bekenntnis in einer Runde von Menschen, die zusammengekommen sind, um sich dagegen zu wehren, dass ihr Heimatort demnächst von Hunderten Neonazis okkupiert wird. Der linke Landtagsabgeordnete Mirko Schultze sprach ihn aus, als sei das ein Markenzeichen und Unterscheidungsmerkmal – Antifaschist, das ist der richtig Gute. Die „normalen Bürger“ sind allenfalls bemüht, ganz gut zu sein.
Weil die Linke es für wichtig hält, Markenpflege zu betreiben, bringt sie die Ostritzer in eine schwierige Situation. Eine eigene, zweite Veranstaltung gegen das Neonazi-Festival soll es sein, politisch eben. Als sei es nicht schon eine politische Handlung, überhaupt öffentlich für demokratische Werte und gegen Fremdenhass und völkisches Gebrüll einzutreten. Wenn sich die Ostritzer im April mit Leidenschaft und Fantasie für eine tolerante und menschenfreundliche Stadt einsetzen, dann sind sie alle Antifaschisten. Denn Faschismus ist per se intolerant und menschenverachtend.
Vom politischen Egoismus einiger selbst ernannter „Antifaschisten“ sollten sich die Ostritzer nicht abhalten lassen, Zeichen für eine offene Stadt zu setzen.