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Kommentar: Räte verdienen sich keine goldene Nase

Die „Entlohnung“ ist sogar vom Mindestlohn weit, weit entfernt.

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Als kürzlich die Diäten der sächsischen Landtagsabgeordneten wieder gestiegen sind, war die öffentliche Empörung groß. Das hatte zwei Ursachen. Zum einen kochte die Volksseele angesichts des Plus‘ von 1 000 Euro pro Monat hoch. Zum anderen rief die Selbstbedienungsmentalität Ärger hervor. Über die Höhe der Diäten kann man streiten. Jeder Geschäftsführer eines gut laufenden 200-Mann-Betriebes lacht die Landtagsabgeordneten für ihre Diäten aus. Er verdient viel mehr. Die Landtagsabgeordneten sind aber für vier Millionen Sachsen zuständig. Verdienten sie weniger, würden sich wohl kaum noch kluge Köpfe finden, die den Freistaat lenken. Die Selbstbedienungsmentalität dagegen ist mehr als fragwürdig. Welcher Arbeitnehmer darf denn selbst über die Höhe seines Lohns entscheiden? Die Landtagsabgeordneten tun das. Da muss endlich eine andere Regelung gefunden werden. Das gilt auch für Stadträte wie die Zittauer. Auch sie entscheiden über ihre „Entlohnung“ selbst. Auch da ist zu fragen, ob das richtig ist. Da sie aber keine Berufs-, sondern Freizeitpolitiker sind, bekommen sie keine Diäten, sondern nur Aufwandsentschädigungen. Über deren Höhe kann es nun wirklich keine Empörung geben. Egal, wie man rechnet: Die „Entlohnung“ ist sogar vom Mindestlohn weit, weit entfernt. Und das für das Lenken der Geschicke einer Stadt. Die Zittauer – und andere Stadt- sowie Gemeinderäte – verdienen sich nun wirklich keine goldene Nase.