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Kommentar: Versicherer ignoriert Schluss-Urteil

Birgit Ulbricht über den Fall Brünings

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Lange Zeit konnte man in Gesprächen über den Saunabrand von 2009 eine gewisse Zurückhaltung in Großenhain spüren. Wenn die Versicherung nicht zahlt, wer weiß, da werden sie wohl ihre Gründe haben. Die hat die R + V tatsächlich: Sie will ihr Geld behalten.

Versicherungskritiker mahnen längst: Die Branche hat sich verselbstständigt, beschäftigt ganze Heere von Gutachtern und Anwälten, um Prozesse hinauszuzögern bis zum Jüngsten Tag. Insofern war die Bemerkung des geheimen Versicherungsmannes 2010, dass Brünings gegen den Versicherungskonzern sowieso nicht ankommen, keineswegs eine Unglaublichkeit, sondern längst gängige Praxis.

Die Versicherer argumentieren mit ihrem Bundesverband, sie müssten Betrug und damit Kosten von den ehrlichen Versicherten abwenden. Doch davon kann hier längst keine Rede mehr sein. Ergebnisse der Brandermittler wurden ignoriert, parteiliche Gutachten erstellt, sogar das Türschloss ausgebaut und mitgenommen – damit nur ja die Seite des Versicherten nichts in die Hände bekommt zum Prüfen.

Erst ein Gerichtsurteil veranlasste bekanntlich die R  + V, das Türschloss herauszurücken. Als alles nicht mehr half, und das Oberlandesgericht ein rechtskräftiges Urteil zugunsten von Brünings aussprach, wurde auch das ignoriert. Das hat mit kritischem Prüfen von Ansprüchen nichts zu tun. Da stellt sich eine ganze Branche über das Gesetz, wo es das nicht biegen kann. Und ruiniert bewusst ihre Kunden, wenn es um viel Geld geht.