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Kommentar: Wildunfälle kennen keine Schonzeit

Ralph Schermann über Unfallzahlen als Achtungszeichen

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Da ist die kleine Krümme auf der B99, dort, wo sich die Alte Pließnitz zur Neiße schlängelt. Hagenwerder ist schon in Sicht – und plötzlich auch das Reh. Von rechts springt es vor, von da, wo eigentlich nur Bahngleise liegen. Der Sprung endet im Motorraum des Twingo. Kleines Auto. Großer Schaden.

So geschehen vorige Woche. Klar, sagt mancher Autofahrer, zwischen Herbst und Winter steigt das Risiko für solche Unfälle. Falsch. Die alte Regel hält sich zwar hartnäckig, ist aber längst überholt. Die Polizeistatistik weist auch für Frühlings- und Sommermonate nicht weniger solche Unfälle aus. Mal spielt das Brunftverhalten der Tiere eine Rolle, mal die Fruchtreife auf den Feldern, mal die Verkehrsaktivität im Urlaub. Auf Wildwechsel muss man jederzeit gefasst sein.

Das macht es schwierig. Die Aufmerksamkeit kann ermüden, muss man stets und ständig und überall an mögliche Wildwechsel denken. Klar, dass auch inflationär an jedem zweiten Baum angebrachte Wild-Warn-Zeichen irgendwann nicht mehr wahrgenommen werden. Gerade jene Strecken, die man täglich befährt, verleiten dazu, Routine statt Vorsicht den Vorzug zu geben. Große Warnhinweise wie die Tafeln mit den aktuellen Fallzahlen setzen da schon ganz andere Akzente. Aber: Dass sie diesen Aufmerksamkeitsbonus auch behalten, müssen sie allerdings auf wenige ausgewählte Schwerpunktstraßen beschränkt bleiben.