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Konflikten geht beizeiten die Luft aus

Bildung. An der Pirnaer Goethe-Mittelschule kümmert sich eine Sozialarbeiterin um die Probleme der Schüler.

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Von Anja Weber

Haben wir mal Ärger, schulisch oder privat, dann können wir zu Frau Hartmann gehen“, sagt Isabelle Schittelkop. Die Achtklässlerin der Pirnaer Goethe-Mittelschule nutzt mit ihren Freundinnen gern das Angebot der Schulsozialarbeiterin Steffi Hartmann. Die Mädchen suchen aber nicht nur bei Problemen den Treff auf. „Wir kommen auch hierher, um nach der Schule zu quatschen oder mal in einer Freistunde“, sagt ihre Freundin Sandra Lehmann.

Extra Räume eingerichtet

Linda Mendel, Nicole Jogeleit und Yvonne Martini gehören ebenfalls zu den Mädchen, die sich fast täglich im Schülertreff sehen. Dieser ist zwischen 7.30 Uhr und 15 Uhr geöffnet. Zwischen fünf und 15 Schüler kommen täglich in die Räume, die im Keller der Schule dafür hergerichtet wurden. Träger des Projektes ist das Kolping-Bildungszentrum. Der Schülertreff gliedert sich in verschiedene Bereiche. Dazu gehören Beratungsgespräche in Konfliktsituationen, Schülerschlichter, Kreativangebote und Ferienfreizeiten.

Nach ihrer Elternzeit ist Schulsozialarbeiterin Steffi Hartmann nun wieder zurück. Sie ist studierte Diplompädagogin und arbeitete auch im Jugendstrafvollzug. Bereits seit 2000 hat sie ihr Büro in der Goethe-Mittelschule. „Es gab damals massive Gewaltausbrüche, auch mit rechtsextremem Hintergrund“, sagt sie. Die seien inzwischen selten geworden. Steffi Hartmann führt das auch auf ihre Arbeit zurück. „Wir haben viele Projekte initiiert und mit den Schülern gesprochen.“ Zum einen kommen einige selbst zu ihr, beispielsweise wenn sie von Mitschülern bedroht oder geschlagen wurden. Zum anderen greift die Sozialarbeiterin ein, wenn sie von solchen Vorkommnissen erfährt oder Augenzeuge wird.

In Beratungsgesprächen werden die Probleme aufgearbeitet, mögliche Lösungen gesucht. „Viele Konfliktsituationen zwischen den Schülern werden auf diese Weise früh erkannt und geschlichtet, so dass Gewaltausbrüchen vorgebaut wird“, sagt die Sozialarbeiterin. Sie will mit ihrer Arbeit die Schüler auch ein Stück stärken. Und wer noch etwas Angst vor der bevorstehenden Klassenarbeit hat, der kann sich morgens von Steffi Hartmann auch abfragen lassen.

Bewährt hat sich inzwischen auch das Projekt der Streitschlichter. Sozusagen von Schüler zu Schüler werden dort die Vorfälle geklärt. Das Comenius-Institut bildete in der Vergangenheit Schüler zu Streitschlichtern aus. „Derzeit sind 18 im Einsatz“, sagt Steffi Hartmann. „Vor allem die fünften Klassen nutzen diese Möglichkeit, ihre Sorgen zu klären.“

Der Schülertreff ist aber nicht nur Kummerkasten. Hier gibt es auch verschiedene Freizeitangebote, die bis vor kurzem noch von ABM-Kräften begleitet wurden. Die geförderten Stellen wurden aber nicht verlängert, sodass Steffi Hartmann jetzt beide Flanken betreut. „Wir wollten die Kreativangebote nicht einstellen. Deshalb nutze ich drei Tage in der Woche für die verschiedensten Beschäftigungen mit den Schülern“, sagt sie.

Bangen um die Finanzierung

Und zwei Tage in der Woche steht sie für Gespräche bereit. Außerdem hält der Schülertreff auch in den Ferien die verschiedensten Freizeitangebote bereit. Auf dem Programm stehen Ausflüge, Höhlen- und Klettertouren. Das Resümee der Sozialarbeiterin fällt positiv aus. „Wir stellen fest, dass die Zahl der Gewaltausbrüche an der Schule zurückgegangen ist“, sagt sie, „und ich denke, das ist auch auf die Arbeit des Schülertreffs zurückzuführen.“ Dessen Finanzierung wird jedes Jahr neu beschlossen. Für Schulsozialarbeiterin und Kolping-Bildungszentrum beginnt dann regelmäßig eine Zitterpartie. „Wir setzen uns vehement für das Projekt ein“, sagt Monika Osterode vom Bildungszentrum, „aber wir müssen trotz der guten Ergebnisse an der Goethe-Schule jährlich bangen.“ Für dieses Schuljahr gab es für das Projekt grünes Licht.