Von Eckhard Klabunde

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dieser Satz ist vielen schon während der ersten Schuljahre eingeschärft worden. Immer war er mit dem Gedanken verbunden, dass sowohl Material als auch Personal seine Tauglichkeit beweisen müssen. Deshalb wurden Regeln erdacht und Kontrollsysteme erfunden. Was messbar und zählbar ist, ist kontrollierbar. Es leuchtet auch ein, dass Medikamente auf Nebenwirkungen hin untersucht sein müssen, bevor sie verkauft werden. Und es ist nicht strittig, dass Kontrolle nötig ist, wo wir mit anderer Leute Geld umgehen.

Unsere Aufmerksamkeit ist ein wertvoller Schatz. Aber wenn wir Kindern eine Falle stellen, um zu testen, ob sie nicht stehlen, oder wenn wir uns auf die Lauer legen und lauschen oder die Post heimlich öffnen, dann ist da nichts mehr wertvoll. Wer so etwas tut, der will nicht vertrauen, sondern besitzen und beherrschen. Kinder aber brauchen das Zutrauen, im Rahmen ihres Horizonts verantwortlich zu sein. Kinder wollen, dass man bespricht, was Sache ist. Sie möchten wahrgenommen werden und ihr Wachstum zeigen. Wenn keiner von ihnen Notiz nimmt, sie nicht lobt und auch nicht zur Rede stellt, wo es sein muss, verwahrlosen sie. Kinder lechzen nach Vertrauen. Und wir Erwachsenen ebenso. Auch dann, wenn wir so tun, als sei uns das alles egal. Darum gehört es zur hohen Schule der Menschlichkeit, Vertrauen anzubieten, um Verzeihung zu bitten, als Erster die Hand zu Frieden zu reichen. Und wenn wir den Satz aus der Schulzeit nur ein wenig verändern, werden wir über seine stärkende und erneuernde Kraft vielleicht ins Staunen kommen. Wie wäre es, wenn er künftig hieße: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.

Eckhard Klabunde, Superintendent des Kirchenbezirkes Großenhain