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Krabats Dudelsack kommt aus dem Erzgebirge

Ein Instrument aus Schwarzenberg wird neuerdings in der Lausitz gespielt. Eine Ziege musste dafür ihre Haut lassen.

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Von Lars Rosenkranz

Eigentlich ist Ole „nur“ ein einfacher Müllerbursche: Mit Leinenhemd und Pluderhose schafft er in der sagenumwobenen „Schwarzen Mühle“ am Dubringer Moor. Mitunter aber, wenn etwa eine Reisegruppe extra kommt oder ein besonderer Feiertag zelebriert wird, dann wird Ole zum Märchen-Helden und spielt den jungen Krabat aus der Hexen-Saga. Doch egal, welche Figur er auf der Bühne auch mimt – eins ist dabei immer gleich: Er bläst stets mittelalterliche Müller-Lieder auf einem Dudelsack. Und jetzt sogar auf einem, der aus der Werkstatt von Mario Siegismund aus Schwarzenberg stammt.

Ole Dobisch (14) ist eigentlich Schüler an einem Gymnasium in Hoyerswerda und spielt seit einigen Jahren in seiner Freizeit Tenorhorn. Sein Vater Michael (38), Revierförster in Schwarzkollm, gehört aber ehrenamtlich zum Krabat-Verein – und hat den Filius gleich mit auf den historischen „Geschmack“ gebracht. Seit 2010 mischt der Sohnemann im Ensemble der Laiendarsteller bei den schon recht berühmten Krabat-Festspielen mit, mit denen man in der Lausitz mindestens so erfolgreich sein will wie die Rügener mit den Störtebeker-Aufführungen.

Über Bekannte und das Internet hat Ole Dobisch bereits 2010 erfahren, dass es im Erzgebirge einen Dudelsackbauer gibt - prompt kaufte er sich bei Mario Siegismund eins von dessen Hümmelchen. So nennt der Dudelsackbauer seine kleinen Instrumente, weil sie einen so stetig summenden Ton hervorbringen. Diese Hümmelchen sind zwar hübsch anzusehen, aber leider auch etwas „schwach auf der Brust“: Wenn die Zahl der Besucher an der Krabat-Bühne die Zahl von 40 übersteigt und dabei auch noch geredet wird, dann hört man das Pfeifen nicht mehr.

Als „Freie Presse“ im September des vergangenen Jahres berichtete, dass Mario Siegismund für die Kino-Produktion „Medicus“ zwei richtig große, mittelalterliche Sackpfeifen baut, reifte in Ole der Entschluss: „Sowas kaufe ich mir auch!“ Jetzt hat er sein neues Instrument in der Werkstatt am Schwarzenberger Brunnengraben in Empfang genommen und ausprobiert. „Wow, der hat ja richtig Bums“, zeigte sich der junge Laienspieler beeindruckt. „Jetzt kann ich so spielen, dass man das auch ohne elektronischen Verstärker hört.“ Mit allzu viel Technik hat man bei den Krabat-Festspielen ohnehin wenig am Hut, will eher authentisch und märchenhaft sein. Deswegen auch die mittelalterliche Sackpfeife aus dem Erzgebirge.

Michael Dobisch sagt dazu: „Wir wollten aus Prinzip keinen Dudelsack in den Altbundesländern kaufen, sondern einen von hier. Und dieser ist nun sehr bodenständig. Selbst das Leder ist ostdeutsch – es stammt von einer sorbischen Ziege.“ Mit dem großen Brummer wird Ole als Müllerbursche sogar im Fernsehen zu sehen sein. Am heutigen Sonnabend flimmert er in einem Beitrag des MDR über die Mattscheibe. „Der Medicus“ soll im Juli in die Kinos kommen. (fp/red)