Von Mareike Huisinga
Großes Hallo im Kirchgemeindehaus in der Pirnaer Altstadt. Immer wieder geht die Tür auf und eine weitere Sängerin tritt ein. Kein Wunder, denn es ist der 2. Montag im Monat und damit mittlerweile ein festes Datum. Ein musikalisches. Regelmäßig treffen sich an diesem Tag viele Frauen und wenige Männer zum Singen. Nicht Bach oder Händel stehen auf den Notenblättern, sondern alte Volkslieder.
Los geht es an diesem Montag mit dem Kanon „Froh zu sein bedarf es wenig“, danach folgt „Nun will der Lenz uns grüßen“. „Vielleicht können wir den Frühling ja damit anlocken“, meint Christa Nopens und muss ein wenig lächeln. Sie ist die gute Seele und „Mutter“ des Volksliederkreises, den sie vor 20 Jahren gegründet hat. Der Anstoß dazu kam von ihrer ehemaligen Arbeitsstelle. 35 Jahre leitete Christa Nopens den evangelischen Kindergarten in Pirna. Den Hauptakzent setzte sie dabei auf ein musisches Profil. „Wir haben viel gesungen, auch mit den Eltern“, erinnert sich die 80-Jährige. Dabei fiel der Leiterin allerdings auf, dass es oftmals mit der Textsicherheit bei den Muttis und Vatis haperte. „Viele kannten nur die erste Strophe, selbst von bekannten Volksliedern“.
1992 ging sie in den Ruhestand. Müßiges Faulenzen kam für Christa Nopens aber nicht infrage. Sie grübelte, was man in Pirna anbieten könnte, das es noch nicht gab. Dabei erinnerte sie sich an ihre Erfahrung aus ihrer Kindergartenzeit. So entstand die Idee, einen Volksliederkreis ins Leben zu rufen. Kurzerhand startete sie einen Aufruf in der Zeitung. Die Resonanz war gut, allerdings hatte sich Frau Nopens eine andere Zielgruppe vorgestellt. „Ich dachte eigentlich an die jungen Mütter und Väter, es kamen jedoch hauptsächlich Senioren“, blickt sie zurück. Die zeigten dafür allerdings großes Standvermögen, denn einige von damals schmettern heute noch die alten Volkslieder.
Zwar gehört Reingard Neubert aus Pirna nicht zu den Anfangsmitgliedern, aber seit zehn Jahren verpasst sie selten den zweiten Montag, um in großer Runde zu singen. Eine Leidenschaft, an der ihre Großeltern „schuld“ sind. „Ich bin mit Musik großgeworden“, stellt die 71-Jährige schlicht fest. Schon als kleines Kind saß sie gerne auf dem Schoß ihres Großvaters, der Mundharmonika spielte. Dazu sangen Großmutter und Enkelin gemeinsam.
Ethel Tschöpe, die seit drei Jahren zum Volksliederkreis gehört, nickt. Für sie ist Singen aber nicht nur Heiterkeit und Freude, sondern auch ein Stück Geselligkeit. Denn mittlerweile ist aus den 33 Leute starken Singekreis eine feste Gemeinschaft geworden. Jedes Geburtstagskind im Chor bekommt ein Ständchen. Fehlt jemand, wird angerufen, ob alles in Ordnung ist. Einmal im Jahr ist ein Ausflug mit allen Sängern angesagt. Diese Fahrten ins Blaue sind übrigens oft mit einem kleinen Konzert verbunden. Zum Beispiel im Graupaer Seniorenwohnheim. Und größere Auftritte? Christa Nopens winkt ab und sagt augenzwinkernd: „So ein toller Chor sind wir schließlich auch nicht. Und wenn mal jemand den Ton nicht trifft, ist es nicht schlimm. Es geht vielmehr um den Spaß.“
Allerdings haben die Sängerinnen zwei Probleme. Zum einen sind Männerstimmen rar. Gerade mal drei Herren unterstützen den Laienchor. Stimmgewaltige Tenöre sind folglich sehr willkommen. Sorgen bereitet auch das Durchschnittsalter, das bei 70 plus liegt. „Es wäre schön, wenn ein paar Jüngere dazustoßen würden“, wünscht sich Christa Nopens.
Der Volksliederkreis trifft sich am 11, März, 15 Uhr, im Kirchgemeindehaus Schloßstraße 3 in Pirna.