Von Franz Herz
Ein Kräuterfest mit Attraktionen für Gaumen und Nase veranstaltete gestern der Botanische Garten in Schellerhau. „Streichen Sie mal über die Blätter. Riechen Sie!“, fordert Elke Holst aus Neuhausen an ihrem Stand auf. Sie ist eine von zehn Kräuterfrauen, die dabei sind. Besonders gerne lässt sie Besucher an zwei Pflanzen schnuppern. Von der Schokominze steigt ein besonders sattes Aroma in die Nase. Die Zitronenverbene verbreitet frischen Zitrusduft.
Elke Holst kam durch ihre frühere Berufstätigkeit dazu, sich mit Kräutern zu beschäftigen. „Ich war in der Gastronomie und habe gemerkt, dass kaum noch ein Koch frische Kräuter verwendet.“ Nun sammelt sie diese, vertreibt sie und hat eine Rezeptsammlung für Profiköche geschrieben.
Die magischen Kräfte
Am Stand daneben steht Silvia-Selina Franke aus Hermsdorf/E., die sich auch „Petersilie“ nennt. Sie begann, sich für Kräuter zu interessieren, als sie schwanger war. Besucher dürfen an ihrem Stand Blütenessig riechen. Das ist kein einfaches saures Essigaroma. „Flieder, Gänseblümchen, Wiesenschaumkraut haben wir dafür gesammelt“, berichtet sie. Ihr Interesse richtet sich auch auf die magischen Kräfte, die Kräutern nachgesagt werden. „Das hat durchaus einen realistischen Hintergrund“, erklärt sie. „Mit Kräutern ein Zimmer auszuräuchern, das reinigt die Luft und hat eine desinfizierende Wirkung. Das wussten schon die Altvorderen.“
„Die meisten Besucher haben selbst schon Erfahrungen mit Kräutern und wollen Tipps bekommen, weniger etwas kaufen“, beobachtet Elisabeth Schmieder aus Pesterwitz, die mit ihren Kräuterprodukten nach Schellerhau gekommen ist. „Aber für mich ist es hoch interessant, die anderen Kräuterfrauen kennenzulernen, zu erfahren, wer was anbietet, und Erfahrungen auszutauschen.“ Wie groß das Interesse ist, merkt Brunhilt Riemer bei ihrer Führung. Zu Beginn hört ein gutes Dutzend Interessenten der Mitarbeiterin des Botanischen Gartens zu. An mehreren Stationen erklärt sie Pflanzen, gibt Zubereitungstipps und zeigt die Pflanzen im Garten. Mehr und mehr Gäste stoßen dazu. Nach einer halben Stunde folgen ihr rund 60 Teilnehmer.
Grüne Soße zu Pellkartoffeln
Die „Semmelmilda“, das Schellerhauer Original, das von Sabine Nowraty verkörpert wird, unterhält die Besucher mit launigen Sprüchen. Sie probiert alles selbst und legt sich bei Erika Lang aus Falkenau auf den Spezialsessel zu einer Entspannungsmassage. Den chinesischen Namen dafür – Shiatsu – hat sie noch nie gehört, aber es tut ihr dennoch gut. Ein Lieblingsrezept für Kräuter hat sie auch. „In die grüne Soße zu Pellkartoffeln, da kommt alles rein, was auf den Wiesen zu finden ist. Ich weiß noch von meiner Oma, wo was wächst und wofür es hilft“, sagt sie. Die Spielleute Friedrich und Frieda sorgen für musikalische Unterhaltung.
„Das ist unser erstes Kräuterfest, aber wir wollen das auch zur Tradition werden lassen“, sagt Siegrid Siegismund, die sich um das Marketing des Botanischen Gartens kümmert. Das Fest lockt Gäste bis aus Dresden und Bannewitz ins Osterzgebirge. Der Dresdner Steffen Luksch sagt: „Wir haben davon gelesen und sind das erste Mal in den Garten gekommen. Jetzt ärgern wir uns, dass wir die Enkeltochter nicht mitgenommen haben.“