Von Susanne Johne
Man muss sie nicht suchen, die Schalmeienkapelle von Strehla. Wenn sie in der Aula der Mittelschule Strehla probt, dann heißt es einfach dem Ohr nach, denn die lebendigen Melodien hört man schon von weitem. Um 17 Uhr üben hier bereits rund 20 Musiker. Drei große Trommeln erfüllen den Raum und geben den Takt vor, Snare-Drums gesellen sich dazu. Und dann stimmen die Schalmeien ein. „When the saints go marching in“ schallt kraftvoll in die Stadt hinaus.
Die Kapelle wurde 1962 gegründet und hatte ihren ersten Auftritt zur feierlichen Eröffnung der neuen Schule. Nach 1989 ruhten die Instrumente bis sich 12 Jahre später 13 ehemalige Mitglieder zusammen fanden und einen Neuanfang wagten. Seitdem gehört die Kapelle zur Freiwilligen Feuerwehr Strehla. 2003 wurde ein eigener Verein gegründet – die Schalmeienzunft Strehla 1962 e.V. Sie sind die einzige in der Region.
Mehr Mitglieder als je zuvor
Heute sind es insgesamt 43 Hobbymusiker. Bei Dorffesten, Umzügen und Feierlichkeiten jeder Art füllen sie die Säle und haben auch schon 1500 Gäste in einer großen Getreidehalle von den Sitzen gerissen. Knapp die Hälfte sind Kinder und Jugendliche. Das jüngste Mitglied ist drei Jahre alt und darf den Schellenring schwingen, da eine Schalmei noch zu schwer wäre.
Es kommen ständig neue Mitglieder dazu. So auch Louisa Schurig. Die 16-jährige lernt seit einem Jahr Pauke. Gerade nach Strehla gezogen, hatte sie die Kapelle bei einer Veranstaltung spielen gehört und danach bei den Proben vorbeigeschaut. „Ich hab einfach losgelegt“, sagt die Schülerin lächelnd, die vorher noch nie ein Instrument gespielt hatte. Sie ist mit Eifer dabei und macht mit ihrem Trommelschlegel auch vor im Weg stehenden Notenständern nicht halt.
Zum Anfang der Probe sind mehr Kinder da. Die Älteren kommen später nach ihrer Arbeit. „Viele unserer Mitglieder sind berufstätig, manche im Schichtdienst. Aber jeder macht es möglich dabei zu sein, wenn geübt wird“, sagt Uwe Boczek. Seit 2002 ist er mit dabei. Nachdem im selben Jahr der musikalische Leiter ausfiel, ist es nun an Boczek, alle im Zaum und musikalischen Gleichgewicht zu halten. Neben der Arbeit als Logistiker in Riesa, leitet er die Proben, erstellt Partituren und organisiert das Drumherum. „Es ist schon nicht einfach und manchmal stößt man an seine Grenzen. Aber das Wichtige ist, dass es Spaß macht“, schmunzelt er.
Auch Roswitha Hammer ist Logistikerin und seit 33 Jahren begeisterte Schalmei-Spielerin in der Freizeit. „Ich wollte immer in einer Kapelle spielen“, sagt die Strehlaerin. Sie spielt eine Alt-Schalmei. Das besondere an diesen Instrumenten ist, dass man nur eine Tonleiter spielen kann. So sind die Möglichkeiten begrenzt. Schalmeien gibt es in vier Tonlagen: Sopran, Alt, Bariton und Bass. „Es klappt nicht immer, dass jeder genau das Instrument spielen kann was er möchte. Wenn wir beispielsweise einen Bass brauchen, muss einer besetzt werden“, erklärt Boczek. Es hänge auch davon ab, welche zur Verfügung stehen. Im Moment seien sie gut verteilt und alle glücklich.
Ohne Sponsoren geht es nicht
Die Instrumente sind nicht billig. Eine Schalmei kann 700 bis 2500 Euro kosten. So nutzt der Verein alte Bestände und vorwiegend gebrauchte Instrumente, die beispielsweise von anderen, sich auflösenden Kapellen, übernommen werden. Jeder Musiker der Schalmeienzunft Strehla bekommt sein Instrument gestellt. „Wir brauchen natürlich auch Kleidung für unsere Auftritte und Transportmittel zu den Konzerten“, fügt Boczek hinzu. „Fast jedes Wochenende sind wir unterwegs. Oft in unseren Privatfahrzeugen.“ Für 43 Musiker koste das so einiges. Einheimische Firmen fördern den Verein als Sponsoren. „Ohne sie gänge es nicht. Wir sind unendlich dankbar für die Unterstützung“, sagt Astrid Boczek. Sie kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit der Schalmeienzunft Strehla 1962 e.V.
Am kommenden Wochenendetreten sie beim Landesfeuerwehrmusik-Ausscheid in der Erdgasarena an. Drei ausgewählte Stücke proben sie nun fleißig bis alles perfekt sitzt. Die jüngsten sind schon besonders aufgeregt.