Kraußnitzer Solarstreit

Kraußnitz. Der Großkmehlener Unternehmer Roland Mittag wirkte etwas angefressen, als der Schönfelder Gemeinderat den Bebauungsplan für sein Gewerbegrundstück in Kraußnitz von der Tagesordnung absetzte. Der Antrag kam von Siegmar Dörschel (Bürgerinitiative „Für unsere Gemeinde“) und fand eine knappe Mehrheit. Er wolle das Solarfeld nicht verhindern, beteuerte Dörschel. Aber es gebe zu viele ungeklärte Fragen, und man sollte den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun.
Das Mittag-Grundstück liegt neben der Cottbuser Bahnstrecke am Ortsrand von Kraußnitz. Das Problem besteht darin, dass es nur eine äußerst schmale Zufahrt dorthin gibt, und die führt auch noch über Privatland. Mehrere Anrainer der Mini-Straße sind zugleich auch Eigentümer des Abschnitts vor ihrem Haus. Der Streit dreht sich nun darum, ob es sich hier um eine öffentliche Straße handelt oder um private Flächen - bei denen die Besitzer ein Wörtchen mitreden können - wer sie womit nutzt.
Aus gutem Grund, denn Roland Mittag hatte im vorigen Jahr hunderte Tonnen Bauschutt auf dem Grundstück abladen lassen. „Die Transporter fuhren im Viertelstundentakt vorbei – quasi über unseren Hof“, sagt Anwohnerin Susann Buchal. Der Lärm der Lkw vor ihren Fenstern war den Betroffenen damals bitter aufgestoßen. Deshalb lehnen sie nun auch die Solaranlagen-Pläne ab.
Sie argwöhnen, dass es Mittag nicht bei den Photovoltaik-Modulen belässt. „Sind die Gewerbeflächen erst einmal genehmigt“, sagt Susann Buchal, „kann er dort machen, was er will.“ Die Kraußnitzerin läuft deshalb Sturm gegen das Projekt und ist entschlossen, ihre Belange vor Gericht zu durchzusetzen.
Das Hauptargument der Anwohner: Die Zufahrt sei nie als öffentliche Straße ausgewiesen worden. Dem widerspricht Schönfelds Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. Sie sei durchaus im Straßenbestandsverzeichnis der Gemeinde aufgeführt.
Wegen der Anwohnerproteste müsse die Kommune aber nun beim Landratsamt nachweisen, ob es in der Vergangenheit tatsächlich eine öffentliche Nutzung gab. Weigel ist überzeugt, dass er das kann. Schließlich habe die Ortrander Eisenhütte eine Baracke auf dem Gelände früher für den polytechnischen Unterricht genutzt. Und auch ein Transportunternehmen sei auf den Flächen zugange gewesen.
„Da will jemand eine Dreckecke beräumen und umweltfreundliche Energie erzeugen“, sagt Schönfelds Bürgermeister. „Ich finde, man sollte ihm keine Steine in den Weg legen.“ Die Kommune spekuliert natürlich auch darauf, dass die Photovoltaikanlage ein paar Euro Gewerbesteuern in die Gemeindekasse spült.
Roland Mittag selbst hält sich in der Auseinandersetzung bedeckt. Er wolle kein böses Blut, erklärte er auf Anfrage der SZ. Das würde ihm als ortsansässigem Unternehmer nur schaden. Aber die Fronten sind so verhärtet, dass die Sache wohl nur mit einem Richterspruch geklärt werden kann.
Schönfelds Bürgermeister will den Bebauungsplan für das Sondergebiet bei der nächsten Gemeinderatssitzung dennoch wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Es gehe hier um einen Grundsatzbeschluss, ob Photovoltaik in Kraußnitz gewollt sei oder nicht.
Wie das für die Anwohner am verträglichsten gestaltet wird, sei dann Gegenstand der weiterführenden Genehmigungsverfahren. Susann Buchal und ihre Nachbarn wollen diese Lesart nicht akzeptieren. „Wenn hier Eigenheime hingesetzt würden, könnten wir ein paar Pkw auf der Straße akzeptieren“, sagt sie. „Aber Lkw – nein danke!“
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