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Krebser kämpft gegen Flutschäden

Uwe Bartko steht verloren in dem kahlen Raum. „Das war das Wohnzimmer“, sagt er. Der Fußboden ist rausgerissen, die Tapeten hat er von den Wänden entfernt. Es riecht muffig. Aufgrund der starken Regenfälle vor einer Woche wurde das gesamte Erdgeschoss seines Hauses in Krebs überschwemmt.

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Von Mareike Huisinga

Uwe Bartko steht verloren in dem kahlen Raum. „Das war das Wohnzimmer“, sagt er. Der Fußboden ist rausgerissen, die Tapeten hat er von den Wänden entfernt. Es riecht muffig. Aufgrund der starken Regenfälle vor einer Woche wurde das gesamte Erdgeschoss seines Hauses in Krebs überschwemmt. „Das Wasser stand 70 Zentimeter hoch“ sagt Bartko.

Eindeutig hänge diese Katastrophe mit dem Neubau der Autobahn17 beziehungsweise dem Zubringer nach Pirna zusammen. „Krebs lag zwar immer schon in der Senke, aber durch die neuen Autobahndämme schießt das Wasser gebündelt nach Krebs. Es war wie ein reißender Strom. Vor dem Autobahnbau hatten wir nie Hochwasser“, sagt Bartko. Viele Nachbarn stimmen ihm zu. Beate Garbotz: „Das kann sich doch jeder ausrechnen: Wenn ein hoher Wall gebaut wird, können sich sie Wassermassen nicht verteilen, es läuft alles in unser niedrig gelegenes Dorf.“

Ein klarer Fall für Uwe Bartko: Schuld hat die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges), die die Planung damals übernommen hatte. Zwar gebe es zwei Flutungsbecken für Oberflächenwasser auf Krebser Flur, aber die Kapazität reiche nicht aus. „Außerdem erfolgt die Entwässerung dieser Becken in den viel kleineren Eulgraben, der durch Krebs fließt. Das ist doch keine Logik“, schimpft Bartko. Schon 2000 hätten Vertreter der Deges in einer Einwohnerversammlung den Anwohnern versprochen, dass ein Zusätzliches Rückhaltebecken für den Eulgraben gebaut werde. Im vergangenen November wurden die Forderungen nochmals gestellt. „Bis heute ist nichts passiert“, sagt Bartko. Seine zweite Forderung: Das Oberflächenwasser vom Autobahnzubringer darf nicht nach Krebs, sondern muss quasi an Krebs vorbei in Richtung Eulgrund geleitet werden. „Damit Zehista aber dann nicht unter Wasser steht, muss für diese Variante ebenfalls ein Rückhaltebecken gebaut werden“, sagt Bartko.

Stadt Dohna macht Druck

Die Stadt Dohna kennt das Problem und will jetzt handeln. Anfang des Jahres hat die Stadtverwaltung ein Planungsbüro beauftragt, einen Maßnahmekatalog zu erstellen. „Darin soll aufgelistet werden, welche konkreten Schutzvorkehrungen nötig sind, um die Situation in Krebs künftig zu entschärfen“, erklärt Dohnas Bürgermeister Ralf Müller (CDU). Dann müssen sich alle Beteiligten, nämlich die Deges, der Landkreis, Anwohner und Eigentümer sowie die Stadt Dohna absprechen, wer welche Maßnahmen umzusetzen hat. Der Katalog soll im Oktober vorliegen. „Die Deges ist eindeutig mit in der Verantwortung“, sagt Müller in Übereinstimmung mit Uwe Bartko.

Die Reaktion der Deges enttäuscht. Zwar habe die Behörde einen Antrag bei der Landesdirektion zum Bau eines Rückhaltebeckens für Krebs gestellt, aber das Verfahren laufe noch. „Daher können wir derzeit keine weiteren Angaben machen“, lautet die lapidare Auskunft einer Deges-Mitarbeiterin.

Ein geringer Trost für Uwe Bartko, der mittlerweile den zweiten Sperrmüllhaufen mit nassen Möbeln vor seinem Haus auftürmt. Nicht nur der finanzielle Verlust stellt ihn vor Probleme. „Bei jedem Regen schaue ich zu den Hängen, die Situation macht mich psychisch krank.“