Von Gunter Niehus
Die Bewohner von Riesa-Großenhain können nur neidvoll auf den Landkreis Starnberg blicken. Denn nach einer Untersuchung des Deutschen Verbands für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung leben dort die wohlhabendsten Menschen in der ganzen Bundesrepublik. „Wo wohnen Deutschlands Spitzenverdiener und Kaufkraftträger?“ lautet der Titel der Studie.
Meißen liegt weiter vorne
Im Landkreis Riesa-Großenhain jedenfalls nicht. Das ist erst einmal keine wirkliche Überraschung. Wohlhabende Gebiete muss man in ganz Ostdeutschland mit der Lupe suchen. Der Durchschnittsverdienst liegt im Osten rund 30 Prozent unter Westniveau. Doch die Region rangiert auch im Vergleich mit einigen Nachbarkreisen eher im unteren Bereich. Lag das Einkommen im Kreis Meißen bei immerhin 14 227 Euro, sind es hier gerade mal 12 395 Euro (Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2002).
Meißen profitiert natürlich von der Nähe zu Dresden. Denn auch das hat die Studie noch einmal ausdrücklich bekräftigt: Überdurchschnittliche Verdienste verzeichnen vor allem Regionen um wichtige Metropolen. Während die sächsische Hauptstadt vielleicht gerade noch bis Großenhain ausstrahlt, können Riesa und Umgebung davon kaum profitieren.
Ein Hoffnungsschimmer bleibt
Immerhin, ganz unten auf der Liste der 439 Kreise und kreisfreien Städte rangiert Riesa-Großenhain auch nicht. Schlusslicht ist der Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Dort hatten die Menschen im Jahr 2002 gerade einmal 10 485 Euro pro Monat. Auch Döbeln und der Kreis Elbe-Elster liegen noch hinter Riesa-Großenhain.
Doch wenigstens bleibt ein Hoffnungsschimmer. Das Institut hat den ganzen Zeitraum von 1995 bis 2002 betrachtet. Und hat für Riesa-Großenhain einen Trend nach oben festgestellt. Auf der Liste der Gebiete mit deutlich überdurchschnittlichem Wachstum liegt der Landkreis auf Platz 43. Vor Torgau-Oschatz, Döbeln und Meißen. Die Studie führt die vorderen Plätze ostdeutscher Kreise auf die Umverteilungspolitik zurück. Und schränkt ein: „Man sollte stets im Auge behalten, dass es in den meisten Fällen ein Zuwachs aus dem Keller war.“ Dadurch seien die hohen Zuwachswerte zu Stande gekommen. Immerhin gelingt dem Kreis Riesa-Großenhain dadurch auf der Karte, die den so genannten „Attraktivitätsindex“ darstellt, ein passables Ergebnis. Deutlich über dem Mittelfeld schafft die Region einen Wert, den es mit sehr vielen Gebieten in Westdeutschland teilt.