Von Carolin Barth und Ines Klein
Der Landkreis Bautzen muss sparen. Und damit fängt er bei der Kinderbetreuung an. Ab September 2010 werden die Betreuungszeiten für die Kinder von Erwerbslosen drastisch verkürzt.
Krippenkinder dürfen nur noch viereinhalb anstelle der bisher neun Stunden untergebracht werden und die Zeiten für Kindergartenkinder wurden auf sechs Stunden reduziert. Dem Kreis bringt das pro Jahr eine Einsparung von rund 200 000 Euro, muss er doch die Kindergarten- und Krippenbeiträge für den Nachwuchs aus Erwerbslosenhaushalten zahlen. Werden die Betreuungszeiten kürzer, sinken auch die Ausgaben.
Die Eltern üben an der Regelung heftige Kritik. „Schon jetzt zeichnen sich in der praktischen Umsetzung große Schwierigkeiten ab“, sagt Antje Lindner vom Elternrat der Großnaundorfer Kita „Kleine Strolche“. Von den 46 Kindern hier werden wohl 13 betroffen sein. Um die Zeit voll auszuschöpfen, müssen sie früher kommen, denn das Ende der Betreuungszeit würde sonst in den Mittagsschlaf fallen. „Das gemeinsame Einschlafen, Vespern und das Spielen am Nachmittag geht Krippenkindern verloren. Dabei sind Rituale und das Vonein-ander-Lernen so wichtig“, so die Kindergartenleiterin Carola Klemm. Vor allem erwerbslose Eltern von Geschwisterkindern müssen gravierend umplanen. Krippen- und Kindergartenkinder müssten theoretisch zu verschiedenen Zeiten gebracht und geholt werden. „Um Wege und Zeit zu sparen, werden Eltern auch Kindergartenkinder schon mittags abholen, so entfällt für sie die Gemeinschaft am Nachmittag“, sagt Antje Lindner.
Die neue Regelung gilt auch für Mütter in Elternzeit. Das größere Geschwisterkind darf demnach nur noch verkürzt eine Kindereinrichtung besuchen. „Da sind auch bei uns einige Eltern betroffen“, sagt Monika Mai. Sie leitet das „Haus der kleinen Entdecker“ in Lomnitz. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Radeberg hat bereits angekündigt, dass sie die neuen Betreuungsregeln des Kreises umsetzen will. Für die Erzieher bedeutet das eine logistische Herausforderung. In Lomnitz hat man schon Erfahrungen. Kinder, die nicht ganztags betreut werden, kommen um neun und werden um 15 Uhr wieder abgeholt, nach dem Mittagsschlaf und der Vesper. „Allerdings fällt damit das gemeinsame Frühstück aus“, so Monika Mai. Aus pädagogischer Sicht hält sie die neue Betreuungsregel für „unglücklich“. Sie helfe dem Kreis zwar zu sparen, schaffe aber keine zusätzlichen Betreuungsangebote. „Wir haben jeden Platz nur einmal zu vergeben, egal ob er voll oder nur zeitweise von den Kindern genutzt wird“, so Monika Mai.
Genau diese Illusion versuchte aber der Jugendhilfeausschuss des Kreises zu erwecken, als er die Änderung der Betreuungszeiten begründete. „Sie soll die bedarfsgerechte Bereitstellung von Kita-Plätzen sichern“, heißt es dort.
Die neuen Betreuungszeiten haben auch Auswirkungen auf die Arbeitszeiten der Erzieher. Carola Klemm schätzt, dass in ihrer Einrichtung etwa 20 Stunden pro Woche entfallen. Einige Kollegen werden verkürzt arbeiten. „Doch andererseits müssen wir auf ständige Neuerungen reagieren können. Sobald Eltern nach Ende der Elternzeit, Ausbildung oder Arbeitslosigkeit wieder arbeiten, haben sie Anspruch auf neun Stunden Betreuung. Dienstpläne müssen dann sofort umgestellt und neuen Bedingungen angepasst werden.“ Viele Kitas fühlen sich bei der Verwaltung allein gelassen. Sylke Horn von der DRK-Kita „Regenbogen“ in Kamenz bedauert, dass es vor dem Beschluss keine Gespräche gab. Sie hofft, dass vor allem Integrativkinder, die ebenfalls betroffen sind, als Härtefälle gelten und weiterhin von spezieller Förderung im jetzigen Umfang profitieren.
Vergleichsweise gute Nachrichten gibt es aus den Kindergärten in Langebrück und Weixdorf. Die Stadt Dresden hat lediglich die Gebührensätze verändert. Eltern von Krippenkinder zahlen künftig rund vier Euro mehr im Monat. Bei Hort- und Kindergartenkindern wurde der Betrag um die gleiche Summe gesenkt. Auf ein Wort