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Kreisstraßen als Geschenk kaum erwünscht

Die Rechnung schien sinnvoll: Kreisstraßen, die keinen überörtlichen Rang haben, mithin auch nicht so bald saniert werden, gehen an die Kommunen über. Mit etwas Geld vom Landkreis beantragen die Rathäuser Fördergeld und sanieren selbst.

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Die Rechnung schien sinnvoll: Kreisstraßen, die keinen überörtlichen Rang haben, mithin auch nicht so bald saniert werden, gehen an die Kommunen über. Mit etwas Geld vom Landkreis beantragen die Rathäuser Fördergeld und sanieren selbst. Doch die Rechnung scheint nicht aufzugehen. Die meisten Kommunen wollen die von Pirna angebotenen Straßen nicht haben.

rabenau

Den Rabenauern hatte der Landkreis zunächst die Straße im Veilchental von Obernaundorf nach Freital angetragen. Dort stehen bereits seit Längerem Warnbaken. Die Brücke kurz vor Freitals Stadtgrenze ist marode und zum Teil gesperrt. Verständlich, dass die Stadt nein sagte. Nun, so informiert Bürgermeister Thomas Paul (CDU), steht die Piste von Rabenau nach Obernaundorf zur Debatte. Dort rutscht ein Stück des Asphalts ab. Zwar plant der Landkreis bereits die Sanierung. Rabenau sieht aber nicht ein, wieso die Straße überörtlich unbedeutend sein soll. So fahre täglich mehr als zwanzigmal ein Bus dort entlang. Zwei weitere Kreisstraßen soll Rabenau übernehmen, Richtung Dipps und Rheinberg, laut Paul ohne wesentliche Bedeutung für die Stadt. Alles was die Übernahme bringen würde, wären Mehrkosten, etwa für den Winterdienst, fürchtet er. (SZ/jös)

Tharandt

Angst vor einem Zuschussgeschäft – das ist auch der Kern von Tharandts Ablehnung. Die Stadt sollte drei Straßenstücke übernehmen, darunter die „DorfhainerAcht“. Die Haushaltslage der Kommune verbiete jede zusätzliche Inanspruchnahme, teilte Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos) dem Landkreis mit. Daran, so klingt es in der Stellungnahme an, seien auch die ohnehin vom Gesetzgeber aufgebürdeten finanziellen Mehrbelastungen Schuld. Außerdem nennt Tharandt Tourismus und Schülerverkehr als Gründe dafür, wieso eine Abstufung der vorgeschlagenen Pisten nicht infrage komme. (SZ/jös)

Kreischa

Drei Straßen mit insgesamt 6,7 Kilometern soll die Kommune übernehmen. Doch der Gemeinderat sieht das „Geschenk aus Pirna“ kritisch. So zweifelt er ein Gutachten zum Verkehr auf der K9002 von Dresden über Sobrigau und Babisnau in Richtung Goppeln an. Gemessen wurden vom Kreis 1200 Fahrzeuge je Tag, das Soll liegt bei 1500. Der Kreis habe aber entgegen einer Verordnung nur an einem statt an drei Tagen gezählt. Außerdem will der Kreis die marode Straße im Herbst teilweisesanieren – danach, so argumentierten die Räte, werde der Verkehr zunehmen.

Die K 9021 von der Hummelmühle (S183) über Kautzsch in Richtung Hornschänke würde Kreischa hingegen nehmen – wenn die zwei maroden Brücken vorher vom Kreis saniert werden. Die K9022 zwischen Rabenau und Glashütte liegt nur 400 Meter auf Kreischaer Flur. Im Zuge eines Ausgleichsverfahrens sollen die Flächen zu Glashütte kommen. (SZ/wei).

Bannewitz

Nein, die finanziellen Gründe seien nicht ausschlaggebend gewesen. Nach einem Gespräch im Landratsamt steht für den Bannewitzer Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos) trotzdem fest, dass die Gemeinde die knapp fünf Kilometer lange Kreisstraße zwischen Possendorf und Goppeln nicht übernehmen wird. Zumindest vorerst nicht. „Erst muss die Ortsumgehung Goppeln-Rippien fertig sein“, sagt der Rathaus-Chef. Danach hätte es aber aus Sicht der Gemeinde durchaus Sinn, die Straße, die an der Hornschänke und der Babisnauer Pappel entlang führt, zu übernehmen. „Wir könnten im Interesse der Einwohner den Lkw-Verkehr reduzieren“, sagt Fröse. Nur: Niemand weiß, wann die Ortsumgehung gebaut wird. Die letzte Prognose ging von 2011/12 aus. (SZ/dsz)

Wilsdruff

In Wilsdruff begrüßt man hingegen laut Bürgermeister Ralf Rother (CDU) „grundsätzlich die Analysen des Kreises“. Demnach erfüllen einige Abschnitte nicht die Funktion einer Kreisstraße. „Wir sehen in den Plänen auch eine Chance, den erheblichen Investitionsstau bei den Kreisstraßen mittelfristig zu beseitigen.“ Folgende Kreisstraßen würden abgestuft: Die K9006 von Blankenstein bis Tanneberg, die K9072 von Herzogswalde bis zur Gemeindegrenze sowie die K9078 in Richtung Großopitz. Der Status von vier weiteren Kreisstraßen wird noch geprüft. „Wir sind bereit, Straßen mit geringerer Verkehrsbedeutung zu übernehmen“, sagt Rother. Dazu gebe es bereits Gespräche. (skl)