Von Peter Redlich
Die Geschichte könnte aus einem Tatort stammen. Zwei junge Männer lauern auf der Kötzschenbrodaer Straße in Moritzburg bis die junge Familie ihr Haus frühmorgens verlassen hat. Ein Nachbarssohn hatte das Auto in der ruhigen Nebenstraße stehen sehen, heißt es bei der Zeugenvernehmung am gestrigen Nachmittag. Aber noch war nichts passiert.

Die zwei Insassen des Peugeot brechen die Haltehebel des elektrischen Eingangstores auf, fahren aufs Grundstück und stellen ungeniert ihr Fahrzeug in der Garage ab. Brechstange und Bohrer haben sie dabei. Es ist nach acht Uhr. Sie versuchen die Terrassentür des Hauses aufzustemmen. Das gelingt nicht. Also versuchen sie es an der Eingangstür. Mit der Bohrmaschine zerstören sie das Schloss und dringen ins Haus ein. Hier reißen sie alle Schranktüren und Schubfächer auf. Die Männer, 23 und 24 Jahre alt, suchen nach Wertsachen. Schließlich finden sie Bargeld. Sie schnappen sich alles, was sich möglicherweise zu Geld machen lässt. Fernseher, Computer, Laptop, den Gameboy der beiden Kinder, auch Kleidung bringen sie durchs Haus in ihr Autos.
Doch dann passiert etwas Unerwartetes. Der Schwiegervater der jungen Familie kommt am Haus vorbeigefahren. Er bemerkt die Einbrecher und wählt sofort die 110. Binnen fünf Minuten sind die Beamten, offenbar die Bürgerpolizisten vom Stützpunkt in Moritzburg, vor dem Grundstück. Hektisch stürzen die Einbrecher in ihr Auto und versuchen zu flüchten. Einer der Polizisten zieht die Pistole und feuert auf die Flüchtenden. Die schaffen es nur bis zum nahe gelegenen Feldweg Richtung Wald. Dort fahren sie sich im Schnee fest. Das Auto hat einen Platten. Die Diebe renne Richtung Wald weg. Mit einem Diensthund können die Polizisten die Verfolgung aufnehmen. Nahe am Moritzburger Campingplatz stellen sie die beiden. Der 23-Jährige hat eine leichte Schussverletzung am Oberschenkel.
In dem verlassenen Fluchtfahrzeug finden die Polizisten die gestohlenen Gegenstände. Das Nummernschild an dem Peugeot war zuvor in Dresden von einem Audi in der Leisniger Straße gestohlen worden. Schwiegervater Karl-Heinz Dreßler hat gleich nach dem Polizeianruf seine Tochter und seinen Schwiegersohn informiert. Die sind herbeigeeilt und entsetzt über den unverfrorenen Einbruch und die Verwüstung. Sie vermuten, dass sich die Einbrecher ihr Grundstück bewusst ausgeguckt hatten. Ringsum wohnen viele ältere Moritzburger, die tagsüber zumeist zu Hause sind.
Polizeisprecher Thomas Geithner sagt, dass einer der beiden Einbrecher bereits bei der Polizei bekannt war. Der 24-Jährige wurde per Haftbefehl gesucht. Es gehe um Drogenkriminalität. Ob die beiden am gestrigen Tag unter Drogen standen, muss erst noch festgestellt werden. Die Schadenshöhe an Haus und Einrichtung wird auch noch ermittelt. Thomas Geithner sagt, dass routinemäßig auch die Rechtmäßigkeit des Schusswaffeneinsatzes geprüft werde. Wie im Tatort.