Warum Instagram gefährlich für Krokusse ist

Dresden. Vielleicht noch eine Woche, schätzt Familie Halle und deutet auf den zart-violett-farbenen Blütenteppich. So lange wird er wohl noch zu sehen sein, bevor die Krokusse verblüht sind. Jedes Jahr kommt die Familie hierher in den Großen Garten, wenn zwischen Zoo und Querallee Tausende Krokusse als erste Vorboten den Frühling ankündigen. Dazwischen reihen sich kleine gelbe Blüten ein, Winterlinge, weiß Frau Halle. "Man sagt, wenn die blühen, kommt der Winter nicht mehr zurück." Gut drei Wochen dauert das natürliche Frühlingsvorspiel, in diesem Jahr sind die Blüten etwas zu zeitig dran. Zwei Wochen zu früh, normalerweise lockt das Blütenspektakel erst Ende Februar viele Besucher in den Großen Garten.
Wie jedes Jahr beobachtet Familie Halle aber auch dieses Mal wieder aufs Neue, dass längst nicht jeder rücksichtsvoll mit den zarten Blumen umgeht. "Die Menschen kommen her und machen Fotos, das ist ja auch nicht schlimm. Aber viele gehen einfach mittenrein, um ein möglichst schönes Motiv zu bekommen." Sicher, ein Selfie-Foto macht was her, um in sozialen Netzwerken einen kleinen Frühlingsgruß zu verbreiten. Oder der Familie einen solchen zu schicken.
Prompt läuft in diesem Moment eine ältere Frau in die Wiese hinein, das Smartphone in der Hand, sie will noch näher heran an die Krokusse. Wo sie steht hat sich schon ein kleiner Trampelpfad gebildet, Blumen wachsen dort ohnehin nicht mehr. Rechts und links davon zertretene Blüten. Aber ist das eigentlich erlaubt?
Laut Parkordnung nicht. Dort ist zu lesen, dass die Wege im Großen Garten nicht verlassen werden dürfen. Erlaubt ist das eigentlich nur auf der Liegewiese an der Freilichtbühne Junge Garde. Tafeln mit der Parkordnung stehen an den vier Eingängen zur Quer- und zur Hauptallee - allerdings sind sie sehr klein und werden offenbar kaum wahrgenommen. Regeln gibt es etliche. So ist es auch verboten, auf Bäume oder Skulpturen zu klettern, zu grillen oder Schlittschuh zu fahren. Hintergrund dieser Verbote ist, den Park als Gartendenkmal zu schützen.
Für die Parkverwaltung ist das Durchsetzen dieser Regeln nicht immer einfach. Denn der Große Garten ist für viele Dresdner auch Erholungsort. Das soll auch so sein, deshalb setzt man eher darauf, an die Vernunft der Menschen zu appellieren, etwa mit einer Parkstreife, die sich der Freistaat jährlich 67.000 Euro kosten lässt. Die Mitarbeiter versuchen, die Besucher für das Denkmal und die Regeln zu sensibilisieren, erklären, warum es die Verbote gibt. Zäune wolle man nicht aufstellen, auch, weil das aufwendig mit dem Denkmalschutzamt abgestimmt werden muss.
Wen die Blütentrampelei also stört, sollte es mit einem nett formulierten Hinweis probieren. Vielleicht hilft's ja.