Kromlau eröffnet die Campingsaison

Nach zwei Jahren Vorarbeit hatten sich Jessica Mickolay und Conny Stark den Start als neue Betreiber des Campingplatzes am Kromlauer Badesee anders vorgestellt. Doch Corona durchkreuzte die Pläne.
Als das damals noch in Cottbus wohnende Paar im Spätherbst 2019 den Erbbaupachtvertrag mit der Gemeinde unterschrieb, ging es von einem Saisonstart Ende März 2020 aus. Die Winterruhe wurde für Baumfällarbeiten auf dem Platz, den Innenausbau des Rezeptionsbungalows, die Pflege der Außenanlagen und des Strandes genutzt. „Wochenlang haben wir nur Laub auf dem Areal geharkt. Glücklicherweise unterstützte uns die Gemeinde“, erzählt Conny Stark. Parallel liefen der Umzug von Cottbus nach Weißwasser, die Beantragung von Krediten für die geplante Sanierung von Gäste- und Gastronomiebungalows sowie Sanitäranlagen. Hinzu kamen Marketing und Bearbeitung von Buchungsanfragen für den Platz mit 80 Plätzen für Dauercamper, Zelte und Wohnmobile.
Corona ließ Startpläne platzen
„Plötzlich kam Corona. Wir mussten alle Termine absagen, konnten keine neuen annehmen, hatten keine Einnahmen. Selbst unsere Kreditanträge wurden wegen Corona nicht weiter bearbeitet, weshalb wir Veränderungen nur in ersten kleinen Schritten mit eigenem Geld umsetzen konnten. Auch auf unseren Corona-Soforthilfe-Antrag, den wir vor sechs Wochen stellten, haben wir bis heute keine Reaktion“, erzählt Jessica Mickolay. „Wir sind trotzdem optimistisch und waren fleißig.“
Die Zuversicht der Jungunternehmer wurde belohnt. Der Campingplatz in Kromlau war einer der wenigen in Sachsen, der bereits ab 4. Mai öffnen und Gäste beherbergen durfte, weil das Landratsamt Görlitz das entsprechend eingereichte Betreiberkonzept genehmigte. „Gleich an unserem ersten Öffnungstag als neue Platzbetreiber kamen Gäste aus Flensburg und blieben eine Woche“, verrät Jessica stolz.
Inzwischen hatten sie und Conny schon elf Gästeanreisen. Wie von Hans Schnitzler und Helga Teuber aus Berlin. „Wir haben eine Auszeit von Zuhause gebraucht, wollten gezielt nach Kromlau, um den Rhododendronpark zur Blüte, den Muskauer Park und den Findlingspark Nochten zu sehen“, so Hans Schnitzler. Zuletzt habe er die Region vor Jahren besucht. „Auf unserer Parktour waren wir jedoch sehr erstaunt, wie schön alles hier geworden ist und was für ein tolles Schloss Bad Muskau nun hat.“ Hätte der Campingplatz in Kromlau noch nicht offen gehabt, scherzen die Berliner, wäre ihnen wohl nur der Straßenrand zum Übernachten geblieben. Dieses Erlebnis bleibt Zelt- und Wohnmobilurlaubern in Kromlau erspart.
„Zu Männertag und zu Pfingsten haben wir aber nur noch wenige freie Plätze“, weiß Jessica Mickolay, bei der fast täglich Anfragen eingehen und schon Buchungen bis August vorliegen. Es sind vorrangig Neukunden aus ganz Deutschland, die per Homepage, Facebook oder Google Maps auf den Kromlauer Platz aufmerksam wurden. „Einige Anfragen gingen auch im Tourismusbüro der Gemeinde ein, deren Mitarbeiterinnen sie dankenswerterweise an uns weiter leiteten.“
Saison ist im Mai angelaufen
Trotzdem läuft der Betrieb auf dem Campingplatz nur langsam und unter strengen Auflagen, die den Betreibern manch zusätzliche Sorgenfalte bescheren, an. „Die Ausgaben für die wegen Corona erforderlichen Desinfektions-, Hygiene- und Sanitärartikel sind immens“, beklagt Jessica. So würden fünf Liter Handwaschdesinfektion inzwischen 130 Euro kosten. „So unverschämt erhöhte Preise ... Das setzt sich wie ein roter Faden bei Handschuhen, Mund-Nasenschutz und vielem anderem fort und müsste verboten sein.“
Doch um Gäste beherbergen zu können, müssen die Zusatzkosten in Kauf genommen werden. Ebenso die Tatsache, dass aus Schutzgründen nur die Hälfte der Platzkapazität belegt werden darf. Erschwerend kommt hinzu, dass die Menschen verunsichert sind. „In jedem Bundesland herrschen andere Regelungen. Die Leute wissen gar nicht, was in Sachen Tourismus gehauen und gestochen ist, rufen oder mailen uns voller Skepsis und Unsicherheit an“, sagt Conny Stark.
Selbst der Bundesverband für Camping in Deutschland hinke den Entwicklungen hinterher, was die Touristen ebenfalls verunsichere. „Das alles führt dazu, dass wir aktuell mehr Ausgaben als Einnahmen haben. So hatten wir uns den Start in die Selbstständigkeit wirklich nicht gedacht.“
Noch hofft das Betreiberpaar, dass die Buchungen in den nächsten Tagen und Wochen kontinuierlich zunehmen und es bald weitere Lockerungen für den Tourismussektor gibt. Diese Hoffnung der beiden ist auch wegen der bevorstehenden Badesaison eine, die sich unbedingt erfüllen sollte. Denn noch dürfen die Kromlauer Campingplatzbetreiber keine Rad- oder Tagestouristen beherbergen – und nicht einmal Badegäste bewirten.Doch sie sind darauf vorbereitet. „Wir werden in den nächsten Tagen als Zwischenlösung einen Imbiss- und Getränkeabverkauf im Gastrobungalow am Strand anbieten. Wir müssen ja irgendwie Geld verdienen“, begründet Conny Stark, der eigentlich schon längst hinter der Cocktailbar und vorm Ofen der Pizzeria stehen und Gäste bedienen wollte. Wegen der nicht bearbeiteten Kredite und wegen Corona blieb es bislang nur bei den Plänen.
Dies betrifft gleichfalls die neue Strandterrasse, Bungalow-Neumöblierungen, die Errichtung eines Kinderspielplatzes mit Spielzeug-Tipi und Slicklines und die Anschaffung von Tipis und Hängemattenzelten. „Aber wir halten an den Plänen fest“ so die Betreiber.
Hier gehts zur Homepage des Campingplatzes.