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Kuchen ist nicht gleich Kuchen

Der Sachse mag’s gemütlich. Und zur Gemütlichkeit gehört, besonders beim Kaffeetrinken am Wochenende, auch ein Kuchen mit dazu – zum Beispiel eine frische Eierschecke. Doch Eier schecke ist nicht gleich Eierschecke, wie ein SZ-Preisvergleich zeigt.

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Von Domokos Szabó

Beim Sprit wird auf jeden Cent geguckt. Beim Pauschalurlaub und Computerkauf auch. Wer aber vergleicht schon Kuchenpreise? Schließlich kommt das süße Gebäck zumeist vom Bäcker um die Ecke. Und den gibt‘s nur einmal.

Die SZ tat es dennoch und entdeckte in der Region Sächsische Schweiz/Osterzgebirge deutliche Unterschiede: Ein Teil der Kunden hat für die exemplarisch ausgewählte Eierschecke teilweise mehr als doppelt so tief in die Tasche zu greifen als andere.

Dabei muss die süße Quark-Pudding-Ei-Komposition kein Luxus sein. Der Hungrige ist bereits mit 45 Cent dabei, jedenfalls bei Bäckermeister Carsten Pönitz in Ehrenberg (Sächsische Schweiz). 150 Gramm wog die von der SZ gekaufte Probe, umgerechnet also 30 Cent pro 100 Gramm. So wenig Geld verlangte keiner der 13 außerdem getesteten Bäcker. Im Schnitt belief sich der Preis auf knapp 51 Cent pro 100 Gramm.

Unter diesem Niveau lagen die Preise beim Bäcker Heino Kroll in Freital oder etwa bei Degenkolbe in Schlottwitz. Mehr als den Schnitt verlangten wiederum Bärenhecke in Dippoldiswalde und Franke in Freital. Den Vogel schoss jedoch das Bäckerei-Café Rotter in Schellerhau ab. Mit knapp 71 Cent je 100 Gramm bezahlt dort das Schleckermaul satte 136 Prozent mehr als in Ehrenberg. Allerdings sticht auch ein weiterer Unterschied ins Auge: Während Rotter als Extras geröstete Mandeln und Rosinen einsetzt, kommt das Gebäck von Pönitz ohne auffällige Sonderausstattung aus.

Doch wie die Kuchen schließlich schmeckten, das ließ die SZ bewusst außen vor: Denn über Geschmäcker lässt sich trefflich streiten – über Zahlen hingegen nicht. Streiten will auch Konditormeister Jürgen Rotter nicht, lenkt stattdessen die Aufmerksamkeit auf Dresden. „Rund um die Frauenkirche und am Altmarkt kostet es doch noch mehr.“ Außerdem habe Qualität eben ihren Preis.

Bedeutet das im Umkehrschluss: Wer mit dem Preis runtergeht, bietet keine Qualität? Beatrix Drechsler von der Bäckerei Pönitz sieht das anders: „Mit einer Verkaufsstelle sind wir klein und überschaubar geblieben“, versucht sie eine Erklärung für das vermeintliche Preiswunder. Da kommt der Vize-Obermeister der Bäckerinnung Sächsische Schweiz nicht ganz mit: „Ein Betrieb, der investieren und weiterkommen will, hat bei den heutigen Kosten scharf zu rechnen“, sagt Gerhard Mikat. Mehl sei erst im vergangenen Jahr teurer geworden, die Preise für Energie steigen ständig, von den Lohnnebenkosten ganz zu schweigen. Aus Mikats Sicht haben daher selbst die höherpreisigen Bäcker „zu knaupeln“.

Innungschef Joachim Lehmann aus dem Weißeritzkreis führt dagegen ins Feld: Preise seien nicht allein eine Frage der Kalkulation. Verlangt werde so viel, wie der Kunde noch zu schlucken bereit ist. Denn wenn es dem nicht mehr schmeckt, dann nagt irgendwann auch der tollste Bäcker am Hungertuch.KOMMENTAR

Preis im Vergleich (je 100 Gramm): Pönitz Ehrenberg: 30 Cent; Laube Weißeritzpark, Freital: 46,43 Cent; Heino Kroll Dresdner Straße, Freital: 49,34 Cent; Degenkolbe Schlottwitz: 50,38 Cent; Bärenhecke Dippoldiswalde: 57,55 Cent; Franke Dresdner Straße, Freital: 66,67 Cent; Rotter Schellerhau: 70,84 Cent. Getestet am 13./14. Mai.