SZ +
Merken

Kündigt Dresden seiner Tourismusfirma?

Die Stadträte wollen den Vertrag auflösen. Die GmbH fühlt sich unschuldig und verweist auf ihre Erfolge.

Teilen
Folgen

Von Bettina Klemm

Alle sind sich einig – das gibt es im Stadtrat so gut wie nie. Gemeinsam beantragen die Fraktionen, die Verträge mit der erst 2009 gegründeten Firma Dresden Tourismus GmbH (DTG) vorsorglich zu kündigen. Sie wollen so verhindern, dass die Beziehungen weitere vier Jahre bestehen. Die DTG erhält von der Stadt jährlich 900000 Euro und muss als Dienstleister beispielsweise die Touristinformation und den Internetauftritt managen.

DTG-Geschäftsführer Ralph Sander versteht die Welt nicht mehr, zumal die Stadträte in ihrem Antrag keine inhaltlichen Gründe nennen. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Verbesserung des Internetauftritts, ansonsten haben wir alle gestellten Aufgaben erfüllt und zum Teil übererfüllt“, sagt er. Offen seien noch die Infotafeln. Da werde die DTG jedoch eine zeitgemäßere Variante mit elektronischen Medien vorstellen. Sander setzt auf Gespräche mit Stadträten, um Missverständnisse zu klären. „Wenn es in einer Ehe kriselt, lässt man sich auch nicht vorsorglich scheiden, sondern versucht, erst einmal die Probleme zu klären.“

Offensichtlich sind die Zwingerfestspiele, die von der DTG-Tochter Dresden-Event GmbH veranstaltet wurden, der Auslöser des Streits. Diese haben zwar mit über 24000 Besuchern zum touristischen Erfolg 2011 beigetragen, aber Verlust gemacht. „Wir haben im Januar die Bilanz für die Zwingerfestspiele vorgelegt. Alle Verbindlichkeiten sind beglichen“, sagt Sander. Der Fehlbetrag von 160000 Euro bei einem Budget von 2,6 Millionen Euro sei durch Darlehen privater Geldgeber überkompensiert. Es stimme auch nicht, dass DTG-Mitarbeiter für die Zwingerfestspiele tätig gewesen seien und die eigentliche Arbeit liegengeblieben sei. Wird der Vertrag gekündigt, verliert die DTG ihre Hauptaufgabe, bitter für die 27 Mitarbeiter.Kommentar