Für Youtube-Videos, wie es manche Künstler in Corona-Zeiten aufnehmen, hat Milko Bräuer keine Zeit. Und auch keinen Nerv. Der Freiberufler muss derzeit sehen, wie er um die Runden kommt. "Bis etwa Mitte Mai wurden alle Veranstaltungen abgesagt", so der Großenhainer Magier deprimiert.
Pro Woche hätte er vier bis fünf kleinere oder größere Auftritte gehabt, auch große Touren. "Das ist existenzgefährdend", gibt der Zauberer unumwunden zu. Er muss jetzt an seine Rücklagen gehen. Doch die würde er eigentlich brauchen, um nach der Corona-Krise wieder neu starten zu können.
Milko Bräuer sieht eine Ungerechtigkeit in der Unterstützung freiberuflicher Künstler. "In Berlin bekommen sie jetzt alle 1.600 Euro, auch die Stadt Dresden zahlt 1.000 Euro für Künstler aus", weiß der Magier. Er bekommt das nicht, muss sich stattdessen mühsam im Internet um ein zinsloses Darlehen bei der SAB bemühen.
"Meine Versicherungen laufen weiter, auch die Kredite für eine neue Heizung im Probensaal", sagt Milko Bräuer. Er ist gerade dabei, seine Fahrzeuge, die er zum Transport für seine Shows braucht, abzumelden. Die Anforderungen, die an Freiberufler jetzt gestellt werden, nennt er "erbarmungslos". Denn das Ersparte geht durch laufende Ausgaben rasch zur Neige.
Auch seine Partnerin, die in der Gastro-Branche arbeitet, hat es jetzt getroffen. Beide telefonieren viel, um sich Hilfe zu organisieren. "Manches kommt einem wie ein Pferdefuß vor", bekennt der Großenhainer. An kreatives Arbeiten sei deshalb gerade nicht zu denken. Trotzdem ist Milko Bräuder optimistisch. "Es ist mühselig, aber es wird weitergehen", meint der Magier, dem hier weder Zauberstab helfen noch Zylinder, aus dem er etwas erscheinen lassen könnte. Doch den Kopf in den Sand stecken - dazu ist er nicht der Typ.

Zauberkünstler Florian Steinborn aus Dobra hat sich auf Hochzeiten spezialisiert. Doch wer will jetzt heiraten? "Die Leute verschieben das, deshalb ist meine berufliche Situation grad unsicher und nicht berechenbar", so der gebürtige Schönfelder.
Doch Steinborn nutzt die Zeit, um neue Shows zu erarbeiten und "Zauberpakete aufzumachen", die er sich hat schicken lassen. Der junge Magier ist derzeit also vor allem kreativ und sieht die Situation ein Stück weit als "Geschenk", um das Beste draus zu machen.
Doch auch er lebt derzeit vom Ersparten und muss sich befleißigen, klug zu haushalten. Das gehe, sagt er, weil er hauptsächlich zu Hause bleibt. Florian Steinborn: "Es gibt noch genug Kartoffeln." Dabei springe er natürlich nicht vor Freude in die Luft bei dem Gedanken, dass der April für ihn ein guter Monat geworden wäre. "Doch ich versuche, was Positives aus der Situation herauszuziehen", sagt der Dobraer. Es sei vielleicht auch gut, mal aus dem Rhythmus der Überforderung geworfen zu werden.

"Ich denke zurück an die Zeit 1990 vor der D-Mark, als ich ein halbes Jahr keine Aufträge hatte", sagt Zauberer Thomas Born aus Wülknitz. Auch nach der Flut hätte er erstmal auf dem Trockenen gesessen. "Ich bin seit 30 Jahren im Geschäft und gehe in zwei Jahren in die Rente, das macht mich optimistisch", so der Wülknitzer.
Er rät allen Berufskollegen, die derzeitige Situation bestmöglich auszusitzen. Auch er greife derzeit auf seine Rücklagen zu. "Corona ist aber nicht die Pest und nicht die Cholera", versucht er Mut zu machen. Er sei auch deshalb gelassen, weil das Ende der Ausgangsbeschränkungen sichtbar sei. "Nicht die Hoffnung aufgeben", rät Berufszauberer Born. "Wir leben noch."
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