Von Jan Lange
Ideen hat Evelyn Klaar jede Menge. Und am liebsten will die Olbersdorfer Künstlerin alle umsetzen. „Wenn ich hier lebe, will ich mich auch einbringen“, sagt die Malerin. Einer ihrer neuesten Einfälle ist das Dreiländereck-Haus, ein dreieckiges Gebäude, in dem sich Deutsche, Polen und Tschechen treffen können. Ganz neu ist der Gedanke nicht, schon im Zuge der Öffnung der Grenzen nach Tschechien und Polen wurde die Idee geboren. „Es wäre doch schön, wenn es ein Haus gäbe, wo sich die Bürger der drei Länder wirklich begegnet könnten“, so die damaligen Überlegungen.
Es gibt, so räumt die Olbersdorferin ein, grenzüberschreitende Begegnungen in Zittau oder in Görlitz, auch verschiedene Schulen und Kitas arbeiten mit den Nachbarn zusammen. Doch ein zentraler Ort fehlt nach ihrer Meinung bislang. Genau dieser Ort soll ihr Dreiländereck-Haus sein.
Im Erdgeschoss plant Evelyn Klaar eine Galerie, in der Künstler und Designer aus allen drei Ländern ausstellen können. „Es sollen vor allem ausgefallene Neuheiten von Designermöbeln gezeigt werden“, erklärt sie. Sie selbst hatte vor einigen Jahren einen speziellen Kinderstuhl entworfen, der in Löbau produziert wurde.
Ein Büro und Tagungsräume sollen in der ersten Etage des Dreiländereck-Hauses eingerichtet werden. Ein Stockwerk höher soll ein Café entstehen. In den Farben der Oberlausitz, gelb und blau, zur Begegnung und offen für alle. „Die Servicekräfte sollen aus allen drei Länder kommen, die Gäste möglichst dreisprachig bedienen und Kleidung in der jeweiligen Landesfarbe tragen“, wünscht sich Evelyn Klaar, die 1999 nach Olbersdorf kam und zuvor über 40 Jahre in Mülheim an der Ruhr gelebt hatte.
Auch die Tische auf den Balkonen sollen mit Tischdecken in den jeweiligen Landesfarben, in dessen Richtung die Balkone zeigen, dekoriert werden. „Dazu werden landestypische Spezialitäten angeboten“, hofft die Olbersdorferin. Als Kontrast, so die Vorstellung von Evelyn Klaar, könnte das Café runde Fenster haben.
In der dritten Etage finden die Besucher eine Bibliothek, in der sie sich über die drei Länder informieren können. Den Abschluss bildet die vierte Etage mit einem Ort der Ruhe und Entspannung, dem sogenannten „Tusculum“. „Wir haben in den sonstigen Gebäudeteilen genügend Plätze, an denen Aktionen stattfinden. Deshalb brauchen wir zum Ausgleich einen Platz, der zur Besinnung und Sammlung der Gedanken dient“, meint Evelyn Klaar. In diesem Raum soll es ebenfalls die Möglichkeit geben, Kurzandachten in drei Sprachen zu halten.
Die oberen drei Etagen samt dem Café sollen sich drehen. „Es gibt viele Cafés, die sich drehen, aber keines davon ist dreieckig“, erklärt die Künstlerin. „Ich finde den Gedanken, dass sich das Café dreht, spannend. Ob es sich aber technisch umsetzen lässt, weiß ich nicht“, relativiert Evelyn Klaar ihre eigenen Überlegungen.
Über einen gläsernen Auszug sollen die Besucher die einzelnen Etagen erreichen können. „Ob dieser an der Außenfassade oder in der Mitte des Dreiländereck-Hauses eingebaut wird, müssen letztlich die Architekten entscheiden“, findet die Olbersdorferin. In der Nähe des Einganges soll es ein Schilderhäuschen für erste Informationen geben, quasi ein Reisebüro. Gleichzeitig können die Besucher hier einen Stempel für ihre Rad- oder Wandertour erwerben. Auch ein Kinderspielhaus soll neben dem Dreiländereck-Haus entstehen.
Einen großen Fan hat Evelyn Klaar schon gefunden: Zittaus Oberbürgermeister Arnd Voigt war von dem Projekt begeistert. Er will ihr einen Standort für das Gebäude vermitteln. Damit wäre zumindest ein Problem gelöst. Für die Finanzierung sucht die Olbersdorferin noch potente Geldgeber. Auf der Insel Usedom hatte sie vor einigen Monaten zwei Architekten kennengelernt, die großes Interesse an ihrem Projekt zeigten. „Sie haben sicherlich auch Kontakte zu möglichen Geldgebern“, hofft Evelyn Klaar.
Dass sich ihre Ideen nicht von heute auf morgen umsetzen lassen, weiß die Künstlerin aus Erfahrungen. Auch für die Produktion ihrer Kinderstühle musste sie jahrelang nach einer passenden Firma suchen. Die Lust, neue Ideen umzusetzen, hat sie deshalb nicht verloren.
Der Umbau ihres eigenen Wohnhauses in Olbersdorf habe ihr so viel Spaß gemacht, dass sie nun noch ein Haus bauen will. Und dass auch die Realisierung des Dreiländereck-Hauses für gute Laune sorgen wird, davon ist sie fest überzeugt. „Meine Vision vom Dreiländereck-Haus wäre das i-Tüpfelchen, auf das wir schon lange gewartet haben“, sagt die Olbersdorferin selbstbewusst. Und hat schon wieder neue Ideen im Kopf.