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Kuhmeister löst Schweizer ab

Vor hundert Jahren wurde den Oberlausitzer Bauern empfohlen, künftig neue Berufsnamen zu tragen. Hintergrund war eine Kritik der Eidgenossen.

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Von Ralph Schermann

1911/12 schüttelten die Landwirte zwischen Bautzen und Görlitz die Köpfe. Von den regionalen Behörden war ihnen der Wunsch „von ganz oben“ übermittelt worden, neue Berufsbezeichnungen einzuführen. Wurden bisher die in der Tierproduktion tätigen Bauern, Knechte, Mägde und Helfer als Oberschweizer, Schweizer oder Stallschweizer bezeichnet, sollte künftig zu ihnen Kuhmeister, Kuhwärter, Melker und Stallgehilfe gesagt werden. „Wir ersuchen Sie, von den neuen Bezeichnungen Gebrauch zu machen“, schrieben die örtlichen Landwirtschaftskammern. Der Begriff Schweizer für den Rinderzüchter war lange ein üblicher Begriff – bis die tatsächliche Schweiz davon Wind bekam. 1911 gab die Schweizerische Regierung gegenüber deutschen Dienststellen offiziell zu erkennen, dass die Eidgenossen mit dieser landwirtschaftlichen Verwendung ihres Staatsnamens unzufrieden ist.

Nur Melker setzte sich durch

Darauf reagierte das Königliche Landesökonomiekollegium in Berlin mit der Erfindung der neuen Berufsbezeichnungen. Während Melker und Melkerin sich durchsetzten, konnten sich die Bauern bis heute mit Kuhmeister oder Kuhwärter nicht anfreunden.

Vielleicht hätte man es einmal englisch versuchen sollen? Cowboys in der Oberlausitz, das wäre dochwas…