DDR-Schmiermittel kommt ins Museum

Lange warten, gut pflegen - das Motto traf in der DDR wohl auf viele Dinge zu. Besonders aber, wenn es ums Auto ging. Wer das Glück hatte, nach Jahren endlich einen Wartburg, Barkas oder Trabant sei Eigen nennen zu können, der wollte das Fahrzeug auch lange behalten. Gut geschmiert musste es sein, das Auto, vor allem dort, wo Rost ein leichtes Spiel haben könnte. Den Bedarf für ein entsprechendes Mittelchen erkannte Elaskon-Urgestein Günther Gedecke Mitte der 1970er-Jahre - und erfand mit dem K60 einen Rostschutz, der bis heute die Herzen von Autoliebhabern höher schlagen lässt.
Nun ist die Kult-Flasche mit dem Elaskon-Schriftzug im DDR-Museum in der Dresdner Neustadt zu sehen.

"Ich freue mich sehr, dass Elaskon hier einen Platz bekommen hat", sagte Gedecke, heute 92 Jahre alt, an diesem Donnerstag, als er gemeinsam mit dem jetzigen Elaskon-Chef Tobias Schwald die Flaschen an das Museum übergab. Zu recht - denn Elaskon ist bis heute Marktführer, wenn es um die Konservierung von Drahtseilen geht. Die Idee dazu stammte - natürlich - von Günther Gedecke, der den Betrieb 1958 übernahm und erkannte, dass es im Bergbau große Probleme mit dem Verschleiß der Drahtseile gab. Also erfand er einen Spezialschmierstoff - und daraufhin auch gleich noch den Namen, den das Unternehmen bis heute trägt: Elaskon, ein Wortspiel aus elastisch und konservierend.

Das Kult-Rostschutzmittel K60 war eigentlich nur ein Ergebnis strenger DDR-Betriebsvorgaben. "Jeder Betrieb musste auch Konsumgüter für den Bürger herstellen - da war das K60 abgefüllt in Flaschen eine praktische Lösung", erinnert sich Gedecke. Dafür wurde der eigentliche Schmierstoff für die Drahtseile weiterentwickelt und mit Lösungsmittel versetzt. Fortan sah man samstags die Männer unter ihren Autos liegen und mit Elaskon den Unterboden bearbeiten. Zeitschriften wie "Der deutsche Straßenverkehr" widmeten sich seitenweise über die Notwendigkeit dieser Aktion, die regelmäßig wiederholt werden musste, sollte der Trabi möglichst lange rostfrei bleiben.
Und das Geschäft lief: Rund eine Million Flaschen K60 wurden pro Jahr abgefüllt, weitere 2.000 Tonnen in großen Fässern an Minol-Tankstellen des ganzen Landes geliefert. Wer sein DDR-Fahrzeug schmieren wollte, kam an Elaskon praktisch nicht vorbei.
Elaskon liefert an Seilbahnen weltweit
Nach der Wende wurde es etwas ruhig um das Rostschutzmittel aus Dresdner Produktion. "Viele dachten damals, dass alle drei Jahre ein Neuwagen drin ist", sagt Gedecke. Weil dem letztlich aber nicht so war, kam auch der Korrosionsschutz wieder in Mode, heute ist das K60 vor allem in der stetig wachsenden Oldtimer-Szene sehr gefragt. An die Produktionszahlen aus den 1970er- und 80er-Jahren kommt das K60 zwar nicht mehr heran. Dennoch wagen Gedecke und Schwald die Schätzung, dass bis heute knapp 20 Millionen der kleinen Elaskon-Flaschen vom Band gegangen sind.
Am Jahresumsatz von gut 28 Millionen machte das K60 im vergangenen Jahr etwa 800.00 Euro aus. Das große Geschäft macht Elaskon-Chef Tobias Schwald heute mit dem Nischenprodukt, mit dem alles angefangen hat: Drahtseilschmierstoffe. Das Unternehmen exportiert in 67 Länder, zu den Abnehmern gehören nahezu alle großen Seilbahnen, unter anderem jene, die Besucher auf den Tafelberg bei Kapstadt in Südafrika bringt. In der Heimat versorgt der Betrieb mit 94 Angestellten aber auch die Dresdner Standseilbahn und Schwebebahn.
Das Museum "Welt der DDR" im Simmel-Hochhaus am Albertplatz ist täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.