SZ + Zittau
Merken

Hier gibt's in Felsen gehauene Reliefs

Was anderswo eine Verschandelung ist, gehört zum Stolz einer vergessenen Region in Tschechien.

Von Steffen Neumann
 5 Min.
Teilen
Folgen
Tomáš Vlcek am Dreifaltigkeitsaltar: „Hier kam früher nie jemand lang.“
Tomáš Vlcek am Dreifaltigkeitsaltar: „Hier kam früher nie jemand lang.“ © Steffen Neumann

Zu dem Kunstwerk, das Tomáš Vlček seinen Besuchern gern zeigt, führt nur ein schmaler Pfad entlang der Svitavka (Zwittebach). Nach mehreren Biegungen erhebt sich auf einmal eine Felswand. Und was darauf zu sehen ist, wäre heute wohl ein kleiner Skandal. Auf die Felswand wurde ein Relief gehauen. Es zeigt die dramatische Szene, wie sich ein Mädchen mit weit ausgebreiteten Armen den Felsen hinunterstürzt. Ihr im Nacken der Grund für ihre Verzweiflungstat: Der Ritter Kuno, der ihr nachstellt und noch einen Speer hinterhersendet. Die Szene beschreibt eine alte Sage, die schon lange vor dem Relief unter den Menschen kursierte und dem Felsen den Namen Jungfernsprung oder Totenstein gab. Anders, als zu erwarten, ging die Geschichte übrigens gut aus. Ein Engel fing die Jungfrau auf, der Ritter dagegen zerschellte in der Schlucht. Heute würde man die im Jahr 1910 geschaffene Darstellung wohl als Verschandelung und Verstoß gegen den Naturschutz wahrnehmen.

Ihre Angebote werden geladen...