Von Thomas Möckel
Der schmucke Lindenhof im Kurort Rathen, ein großes Objekt der Lebenshilfe Pirna-Sebnitz, ist bereits umfangreich ausgestattet: Werkstatt und Wohnstätte für Behinderte, Sportplatz, Freilichtbühne, Pension und Ferienwohnungen für jedermann. Alles ist barrierefrei und rollstuhlgerecht konzipiert. Nun lässt der caritative Verein auch massiv die Kultur in sein Haus einziehen.
Ende September startet die Lebenshilfe mit ihrem ehrgeizigen Projekt „Kultur ohne Barrieren“. „Wir wollen damit unseren Integrationsgedanken vervollständigen“, sagt Klaus Mühle, Geschäftsführer der Lebenshilfe Pirna-Sebnitz. Vor geraumer Zeit hatte der Landkreis Sächsische Schweiz innerhalb eines europäischen Förderprogramms ein kultur-touristisches Projekt ausgeschrieben. Daraufhin bewarb sich die Lebenshilfe und ließ von Fachleuten ein Konzept entwickeln. Das Amt für ländliche Entwicklung in Kamenz segnete die Pläne letztendlich ab.
So soll es nun vor allem gelingen, behinderten Menschen, die sonst kaum Zugang dazu haben, Kunstgenuss zu vermitteln. Doch das Konzept reicht noch viel weiter. „Wir wollen erreichen, dass die Kultur behinderte und nicht behinderte Menschen zusammenbringt“, sagt Mühle. Wie selbstverständlich sollen künftig alle gemeinsam Musizierende, Sänger oder Vorlesende genießen können. „Durch dieses vereinende Element wird es uns noch besser gelingen, Behinderte zu integrieren“, sagt Mühle.
Mit ihrem neuen Angebot sieht sich die Lebenshilfe zwar als Alternative zur Felsenbühne, nicht aber als Konkurrent. Vielmehr versucht der Verein, mit der Gemeinde zu kooperieren. „Ich bin froh, dass es dieses Projekt jetzt gibt“, sagt Rathens Bürgermeister Thomas Richter, „das bereichert das Angebot im Ort ungemein.“
Die Veranstaltungsorte der Lebenshilfe sind wie geschaffen für barrierefreien Kunstgenuss: Der Raum im Haus, in dem bis zu 80 Personen Platz finden, liegt ebenerdig im Erdgeschoss. Auch die Freilichtbühne mit 200 Zuschauerplätzen hinter dem Haus ist auf breiten Wegen gut zu erreichen.
Um richtig Schwung ins Kulturangebot zu bringen, suchte sich die Lebenshilfe professionelle Hilfe. Von der Musikschule Sächsische Schweiz warb Mühle den Cello-Lehrer und Kultur-Rezensenten Rolf Bäns ab, der nun als Kulturmanager im Lindenhof fungiert. „Rolf Bäns arbeitet sehr emsig“, schwärmt der Lebenshilfe-Chef, „er war eine gute Wahl.“ In kurzer Zeit engagierte Bäns, der über vielfältige Beziehungen in Künstlerkeisen verfügt, Nachwuchssänger, Schauspieler oder ganze Orchester.
Herausgekommen ist ein Programm mit fünf unterschiedlichen Reihen, die schon weit bis ins nächste Jahr reichen. „Das Angebot ist gleichermaßen ausgerichtet auf Einwohner, Gäste, Behinderte und nicht Behinderte“, sagt Mühle.
Damit die Zielgruppe zahlreich in den Lindenhof strömt, drückt er jetzt aufs Reklame-Tempo. Er wirbt mit dem Kulturangebot über den Lebenshilfe-Bundesverband und den Behindertenverband. Zudem kooperiert er mit anderen caritativen Vereinen, beispielsweise der Diakonie, dem Arbeiter-Samariter-Bund und der Volkssolidarität. Auch der Tourismusverband Sächsische Schweiz bewirbt das Projekt im Internet.