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Kunterbunte Oststraße

Beim ersten Straßenkunstfest erstrahlt Gröba in einer kulturellen Vielfalt. Und die Initiatoren denken schon weiter.

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Von Kevin Schwarzbach

Auf der Oststraße in Gröba herrscht dichtes Gedränge. Zwischen den mit Duft frischer Bratwürste lockenden Imbissständen und verschiedenen Mitmachständen tummeln sich zahlreiche interessierte Besucher – über ihren Köpfen gleiten riesige Seifenblasen durch die Luft. Ein älterer Herr sieht fasziniert in den Himmel und verfolgt den Weg der Seifenblasen zu ihrem Ursprung zurück: Mit selbstgebastelten, dreieckförmigen Blasflächen schöpfen Kinder aus zwei kleinen Wannen den Schaum und recken ihn in die Höhe – der Wind erledigt den Rest. Zu der eindringlichen Melodie, die mitten aus der Menge hervordringt, fliegen die Blasen davon.

Der sechsjährige Johannes (gr. Bild) hat beim Straßenkunstfestival in Gröba nicht nur Spaß beim Seifenblasenmachen, sondern auch bei Clown „Pan Panazeh“ (re.). Fotos: Alexander Schröter
Der sechsjährige Johannes (gr. Bild) hat beim Straßenkunstfestival in Gröba nicht nur Spaß beim Seifenblasenmachen, sondern auch bei Clown „Pan Panazeh“ (re.). Fotos: Alexander Schröter

Gestern fand im Riesaer Stadtteil Gröba erstmalig das Straßenkunstfest statt. Am Tag der Arbeit besuchten hunderte Riesaer das bunte Fest und ließen sich von kulturellen Beiträgen unterschiedlichster Art verzaubern. Von Auftritten eines Clowns über die beiden Riesaer Nachwuchsbands Tired Joe und 8th Sense bis hin zum fahrenden Musiker Peter Till war alles dabei. Doch die Besucher waren auch selbst gefragt und konnten ihr Geschick bei den vielen Mitmachangeboten unter Beweis stellen.

Woher die eindringliche Melodie kommt, ist schnell erkundet: Mitten auf der Straße sitzt Peter Till auf einer alten, hellblauen Karosserie mit drei Beinen. Auf der Ladefläche steht sein Druckluftorchester bestehend aus Beatmaschine, Triola und Elektrobass, die mechanisch bedient werden – und dem Atomklavier, was Till eigenhändig spielt. Während die begeisterten Zuhörer dem Dresdner Musiker applaudieren, sausen zwei spielende Kinder mitten durch einen Ansammlung älterer Herren. Diese schauen einen Moment verdutzt, lachen dann jedoch und streicheln die Kinder, die sich nun an ihren Beinen festklammern, an ihren Köpfen.

Ein Bild, was Fabian Halbach und Andreas Näther ein Lächeln ins Gesicht zaubert. „Bereits Ende letzten Jahres hatten wir die Idee, mithilfe von Fördermitteln und der WGR noch mehr Kultur nach Gröba zu bringen. Daraus entwickelte sich dann eine intensivere Zusammenarbeit von Sprungbrett und Kulturwerk“, erklärt Fabian Halbach vom Kulturwerk Art. „Das Fest auf die Oststraße zu legen, hängt damit zusammen, dass die WGR hier ein starker Vermieter ist und wir somit ein Ereignis vor der Haustür erschaffen“, ergänzt Andreas Näther von Sprungbrett. Die Vorbereitung des Festes verlief nach Aussagen der Organisatoren reibungslos. „Kleine Probleme gibt es immer, aber die sind schließlich dazu da, sie wegzuarbeiten“, erzählt Halbach lächelnd. „Der gemeinsame Wille hat uns unser Ziel erreichen lassen“, so Näther. Laut ihm besteht dieses Ziel darin, dass die Eltern bei den vielen Mitmachangeboten über die Leistungsfähigkeit ihrer Kinder staunen können. Aber auch darin, dass sich die Besucher von der Atmosphäre der Veranstaltung verwöhnen lassen. Den musikalischen Teil des Tages rundet die Riesaer Nachwuchsband 8th Sense ab. Besonders mit ihrem neusten selbstgeschriebenen Lied „Today“ können die jungen Musiker vom Heisenberg-Gymnasium, die jüngst in Zwickau ins Finale des 19. Bandwettbewerbes eingezogen sind, das Publikum sogar zum Mitklatschen und Mitsingen animieren. Eine Zuschauerin streckt sogar ein Fan-Plakat in die Luft, was sie am Graffiti-Stand nebenan gebastelt hat.

Mit vielen glücklichen Gesichtern neigt sich der Tag auf der Oststraße dem Ende. „Die Reaktionen bisher waren positiv. Ich bin sehr zufrieden und es waren auch vom ersten Moment an richtig viele Besucher da“, sagt Halbach. Verbesserungen sind jedoch immer möglich. „Der Tag hier ist schön, doch es wäre gut, wenn das Fest beim nächsten Mal etwas ausgeweitet wird, beispielsweise mit drei Bühnen. Dann wäre noch mehr Vielfalt möglich“, so Anika Nickol. Und auch Andreas Näther hat schon eine Zukunftsvision: „Wir werden erst einmal die Auswertung abwarten, doch wir haben das Fest mit Absicht so allgemein als Straßenkunstfest formuliert – es gibt in Riesa viele Straßen, das Fest soll wandern.“