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Kupfer ist für Weißwasser Gold wert

Wird das Erz gefördert, steigen die Hoffnungen auf mehr Wohlstand. Zu den Hoffnungsträgern gehört auch die Stadt. Über eine Stiftung könnte sie von dem Boom profitieren.

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Von Thomas Staudt

In Weißwasser müsste das Wasser eigentlich aus goldenen Wasserhähnen tropfen, lästern Spötter gern. Die Realität sieht anders aus. Aber die Häme hat einen reellen Hintergrund: Die Stadt hat rechtzeitige Verhandlungen mit Vattenfall zum Ausgleich für die Belastungen durch den Tagebau schlicht verschlafen. Den Fehler lastete der Stadtrat vor allem Ex-Oberbürgermeister Hartwig Rauh an.

So etwas dürfe sich nicht wiederholen, äußerte sein Nachfolger, Torsten Pötzsch, erst kürzlich. Er spielte dabei auf die neuen Bergbauhoffnungen der Region an. Sie verbinden sich aufs Engste mit den Kürzeln KGHM und KSL. Das erste steht für die deutsche Tochter des polnischen Bergbauriesen KGHM Polska Miedz S.A., das zweite für Kupferschiefer Lausitz AG, eine hundertprozentige Tochter der ursprünglich panamaischen Minera S.A. mit Sitz in Washington D.C. Schon in ein paar Jahren könnte KSL im nahen Spremberg einen Schacht zur Erschließung des Niederlausitzer Kupferflözes einbringen, etwas später KGHM direkt vor den Toren von Weißwasser.

Die neuen Industrien versprechen neuen Wohlstand für die Region. In das Konzert aus Wünschen und Hoffnungen hallen indes die Misstöne der zu erwartenden Belastungen. Einen Ausgleich dafür könnte eine gemeinnützige Stiftung schaffen, die städtische Vorhaben, Vereine sowie kulturelle und sportliche Aktivitäten finanziell unterstützt. Um diese Option nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, pflegt Pötzsch schon heute enge Kontakte zu dem potentiellen Investor. „Es gibt regelmäßige Gespräche mit KGHM“, erklärte er auf Anfrage. So besuchte er am 30. Dezember gemeinsam mit einer polnischen Abordnung das Eishockeyspiel der Lausitzer Füchse gegen die Hannover Indians. Vorher traf man sich in lockerem Rahmen im Rathaus. Den Gegenbesuch hatte er schon vorweggenommen und am 2. Dezember an der Barbarafeier am Hauptsitz Lubin teilgenommen. Damit die Kommunikation reibungslos klappt, ist bei den Treffen ein Übersetzer dabei.

Vorerst gelte es, die erste Untersuchungsstufe abzuwarten, so Pötzsch. Im Juli ist es soweit. In einer Bürgerversammlung will KGHM öffentlich machen, ob die Sondierungen weitergehen. Dann wäre immer noch Zeit, mit dem Konzern über ein Sponsoring bis zu einem möglichen Förderbeginn zu sprechen. Ein KGHM-Vertrag, so Pötzsch, bleibe Zukunftsmusik. Doch die Tonart steht schon fest. Die Polen haben bereits anklingen lassen, dass sie einem Sponsoring nicht abgeneigt seien. KGHM-Chef Herbert Wirth, verkündete im letzten Sommer, der Konzern wünsche sich eine gute Partnerschaft mit der Region. Das klingt nach weichstem Moll, nicht nach Dur.

Härter könnten die Verhandlungen mit KSL ausfallen. Weißwasser wäre von dem Kupferabbau in Spremberg, wenn überhaupt, nur mittelbar betroffen. Dennoch gibt es freundschaftliche Kontakte und erste Gespräche mit KSL-Geschäftsführer Thomas Lautsch. Und wer weiß–der Vertrag mit Vattenfall hat auch erst in der letzten Minute geklappt. Goldene Wasserhähne dürften für Weißwasser aber auch dann nicht drin sein.