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Kurz und bunt zur Jugendweihe

Weiblich weltlich erwachsen werden und zwar schulterfrei, das ist der Trend. Sonst gibt es keinen großen Unterschied zur Kleiderordnung der diesjährigen Konfirmandinnen, sagt Modemacher Uwe Herrmann....

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Von Nadja Laske

Weiblich weltlich erwachsen werden und zwar schulterfrei, das ist der Trend. Sonst gibt es keinen großen Unterschied zur Kleiderordnung der diesjährigen Konfirmandinnen, sagt Modemacher Uwe Herrmann. In seinem Atelier auf der Wilsdruffer Straße zupfen sich dieser Tage Hunderte junge Mädchen durch meterlange Reihen voll raschelnder Stoffmengen. Ob die Schülerinnen per Jugendweihe vom Du zum Sie wechseln oder als Kind ihrer Gemeinde, ist ihnen nicht anzusehen. Nicht, solange sie sich in ausgesprochen kurzen Kleidchen vor den Spiegeln drehen.

„Im Gegensatz zu den Jugendweihlingen tragen die Konfirmandinnen ein Tuch oder ein Bolero-Jäckchen über den Schultern, um nicht allzu freizügig in der Kirche zu erscheinen“, sagt Herrmann. Ob sich nun die Welt der Erwachsenen mit Gottes Segen oder unchristlichem Händedruck vor ihnen auftun wird, ist in Fashionfragen egal. Denn fast alle entscheiden sich für Kleider, die schick und gern auch etwas sexy sind.

Schummeln erlaubt

Manch Rocksaum endet deutlich höher als die klassische Handbreit über dem Knie. Das ist auch etwa der Abstand der Taillierung zur wirklichen Taille. „Taillenbund leicht nach oben verlegt, und schon wirkt der Rumpf kürzer und die Beine erscheinen länger“, erklärt der Modemacher, „damit verdoppeln die jungen Damen ihre Einschaltquote.“ Dieser Schnitt macht schlank. Oder wenigstens verhüllt der geschickt fallende Stoff die Wohlstandspolster auf Hüften und Bauch. Und wer unzufrieden mit seinen Beinen ist, der greift halt zu einem langen Kleid oder folgt dem Trick, den Uwe Herrmann empfiehlt: ein schwarzer Rock aus zartem, blickdichtem Stoff unter das Minikleid gezogen, lässt die Beine verschwinden und lenkt die Aufmerksamkeit auf den Oberkörper im möglichst farbenfrohen Outfit.

Denn verjüngt darf man getrost Farbe wagen. „Regenbogen-Saison“, nennt Uwe Herrmann die aktuelle Festmode in kräftigen Rot-Tönen, Orange, Violett, Giftgrün, Türkis und Kornblumenblau. Klassische Korsagen in Brokat-Optik, Waffelmuster oder feinem Faltenwurf, knappe Röcke aus Tüll oder gerafftem Taft, so lassen sich die diesjährigen Achtklässlerinnen feiern. Frisch und jung im Frühling und wenige Monate später schon um Längen gesetzter. Dann starten die Tanzstundenbälle, an deren Kleiderordnung Uwe Herrmann einen Trend zum Konservativen entdeckt. Ebenso wie bei der Suche nach dem passenden Abi-Ball-Kleid. Die Damen halten sich zunehmend stilvoll an den Dresscode, wie er für Bälle eben gilt – eine gute Lehre fürs Leben als Erwachsener.

Weil das Jugendweihe- oder Konfirmationskleid dem nächsten großen Anlass schon nicht mehr genügen kann, entscheiden sich viele Jugendliche dafür, eins auszuleihen. „Außerdem verändert sich der Körper der jungen Leute in diesem Alter noch recht schnell“, sagt Susan Floiger, die am Ullersdorfer Platz ihr Modeatelier betreibt und derzeit viele junge Kundinnen zur Ausleihe begrüßt. In ihren Festmodenkollektionen finden sich Pastelltöne und starke Farben, schlichte Modelle und Kreationen mit aufwendigen Accessoires. Die Vorliebe der jungen Mädchen hat sie erkannt: „Blinkern muss es.“ Wer sich für ein geliehenes Kleid entscheidet, ist zudem beim Modeverleih Fischer in Niedersedlitz an der richtigen Adresse.

Beim Sächsischen Verband für Jugendarbeit und Jugendweihe e.V. haben sich für die diesjährigen Feierstunden rund 3 200 Jugendliche aus Dresden und Umgebung angemeldet. Obwohl nun schon die Vorbereitungen für 2014 laufen, sind Kurzentschlossene auch dieses Frühjahr noch willkommen. „Wenn die Familien ihre private Feier hinbekommen – an uns soll keine Jugendweihe scheitern“, sagt Renate Mizera vom Dresdner Regionalbüro. Und ein passendes Kleid sollte auch aufzutreiben sein.

Mehr zum Thema: www.jugendweihe-sachsen.de