Kurzarbeit bei Wacker

München/Nünchritz. Obwohl der Trend bei Wacker wieder nach oben geht, schickt der Chemie-Konzern mehrere Hundert Mitarbeiter wegen der Corona-Krise in Kurzarbeit. Insgesamt 750 Wacker-Leute sind davon seit 1. Mai betroffen. Die meisten im Stammwerk Burghausen. Dort sind 500 Angestellte in Kurzarbeit; weitere 250 in Nünchritz. Gemessen an der Belegschaft - Burghausen hat mehr als 8.000 Mitarbeiter und Nünchritz rund 1.400 - müssen die Chemiewerker aus Sachsen aber prozentual deutlich mehr in Kurzarbeit gehen und damit Gehaltseinbußen in Kauf nehmen.
Das teilte die Wacker Chemie AG jetzt im Rahmen ihrer Quartalsbekanntgabe mit. Danach hat der Konzern in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Höhe von 174,1 Millionen Euro erwirtschaftet. Das sind 23 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum (142,0 Millionen Euro). Verantwortlich für diesen kräftigen Anstieg seien unter anderem eine höhere Auslastung der Produktionsanlagen und Maßnahmen zur Kostenreduzierung.
2019 musste Wacker ein negatives Jahresergebnis präsentieren, vor allem wegen des schlechteren Absatzes von Polysilizium. In Folge dessen kündigte der Konzern an, weltweit 1.000 Arbeitsplätze abzubauen. Allein 800 in Deutschland. Allerdings nicht in der Produktion, sondern eher in der Verwaltung und im Forschungssektor.
Vorerst keine Prognose
Wie schwierig die Lage auf dem Weltmarkt nach wie vor ist, zeigt der Vergleich mit dem Vorjahr. Im Berichtsquartal erwirtschaftete der Münchner Chemiekonzern Umsatzerlöse in Höhe von 1.197,5 Millionen Euro. Das sind drei Prozent weniger als im ersten Quartal 2019. Ausschlaggebend für diesen leichten Rückgang waren niedrigere Preise für Solarsilizium und Standardsilikone sowie insgesamt etwas geringere Absatzmengen. Dagegen hätten Währungsveränderungen die Umsatzentwicklung im Jahresvergleich positiv beeinflusst. Gegenüber dem Vorquartal ist der Umsatz vor allem mengen- und preisbedingt um vier Prozent gewachsen.
Wegen der anhaltenden Corona-Krise gibt Wacker für dieses Jahr vorerst keine Prognose ab. "Wie groß die Auswirkungen von Covid-19 auf unser Geschäft tatsächlich sein werden, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht verlässlich einschätzen", sagte Konzernchef Rudolf Staudigl am Donnerstag in München. "Sollte die Pandemie in den nächsten Monaten erfolgreich eingedämmt werden, so kann es zum Beispiel durchaus sein, dass im zweiten Halbjahr die Weltwirtschaft wieder anzieht und es zu Nachholeffekten kommt.“
Zur aktuellen Situation im Unternehmen sagte Staudigl: „An unseren Standorten und in den Geschäfts- und Zentralbereichen arbeiten Krisenstäbe daran, abgestimmt, schnell, pragmatisch und zuverlässig das Räderwerk bei Wacker auch unter erschwerten Bedingungen am Laufen zu halten. Oberste Priorität haben dabei die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Aufrechterhaltung unserer Produktion, um unsere Kunden verlässlich zu beliefern."
Drei Corona-Fälle in Nünchritz
Zu diesem Zweck habe Wacker frühzeitig verbindliche Regeln und Maßnahmen im Unternehmen eingeführt. Dazu zählen beispielsweise Hygiene- und Abstandsregeln und das Verbot von Dienstreisen in Risikogebiete. "Alle Mitarbeiter, denen es durch ihre Tätigkeit möglich ist, arbeiten von zu Hause aus", so der Konzernchef. In Bereichen, die für das Funktionieren der Verbundstruktur besonders wichtig sind und in denen arbeitsbedingt der notwendige Abstand zu den Kollegen nicht eingehalten werden kann, tragen die Mitarbeiter Schutzmasken. Bis jetzt haben sich diese Maßnahmen gut bewährt.
"Die Zahl der am Coronavirus erkrankten Mitarbeiter im Konzern ist nach wie vor sehr niedrig. Das hilft uns sehr, die Produktion in dieser kritischen Zeit auf einem hohen Niveau zu halten", sagte Staudigl. Am Standort Nünchritz sind bisher drei Fälle bekannt. "Das ist auch deshalb wichtig, weil eine ganze Reihe unserer Produkte in Anwendungen gehen, die für die medizinische Versorgung und für die Hygiene besonders wichtig sind", so der Wacker-Chef. Dazu zählten zum Beispiel Silicone, die in Masken, Schläuchen und Dichtungen für Beatmungsgeräte zum Einsatz kommen. Ein weiteres Beispiel sind Dispersionen, die unter anderem zur Herstellung von Feuchttüchern für die Hygiene verwendet werden.
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