Wegen Kurzarbeit von 100 auf Null

Die Finanzkrise vor zehn Jahren kennt Patrick Teubner nur vom Erzählen. 2010 hat er gerade sein Abitur gemacht. Er ging freiwillig zur Bundeswehr, absolvierte eine Ausbildung bei der Sparkasse, dann noch drei Jahre Aufbau-Training. Eine spannende, schöne Zeit, sagt er. Es ging bergauf, nach der Krise und mit ihm. Es passte alles. Jung, erfolgreich, Familie.
Bis zu diesem 16. März 2020. Da rumorte es schon in der Dresdner Firma, in die der Heidenauer seit 2018 arbeitet. Sie hilft Händlern und Betrieben mit Zwischenfinanzierungen. Die Firma bezahlt also Lieferanten und überbrückt damit die Zeit zwischen Bestellung und Lieferung. "Das ist eine Nische und wir sind richtig erfolgreich", sagt Patrick Teubner. Genauer gesagt: Waren. Am Abend des 16. März kam dann über die interne Kommunikation die Information: Ab morgen Kurzarbeit. Null. "Wir waren gefühlt die Ersten, die es erwischt hat", sagt Patrick Teubner. Noch am Freitag zuvor war Optimismus verbreitet worden. Nun ist die Kurzarbeit bereits bis Ende August verlängert worden. Teubner rechnet, dass es noch das ganze Jahr dauern könnte. Auch eine Kündigung schließt er nicht mehr aus.
Wie vor der roten Ampel
Die ersten Wochen waren super, sagt er. Mit den dreijährigen Zwillingen hat Patrick Teubner das Grundstück der Schwiegereltern genossen. "Es war wie eine zweite Elternzeit." Seine Frau hat am 1. April eine neue Arbeit begonnen. "Das war unser großes Glück." Als dann mit dem Schwiegervater Terrasse und Zaun gebaut waren und die Verlängerung der Kurzarbeit kam, stand er plötzlich vor dem Loch. Mit ihm so viele wie noch nie.
Im Landkreis haben im März und April 2.960 Betriebe für mehr als 30.000 Beschäftigte vorsorglich Kurzarbeit angemeldet. Für wie viele tatsächlich Kurzarbeit bei der Arbeitsagentur abgerechnet wird, ist offen. Dafür haben die Unternehmen drei Monate Zeit. Laut Arbeitsagentur ist frühestens im September klar, wie viele Menschen wegen Corona tatsächlich Einbußen bei Gehalt und Lohn hinnehmen mussten.
Finanziell ist Patrick Teubner mit seiner Familie in kein Loch gefallen. Dank seiner Eltern. "Aber das ist nicht das, was ich mir mit Ende 20 erträumt habe", sagt er. Die Lebensplanung sah etwas anderes vor als die Unterstützung durch die Eltern und nicht arbeiten zu dürfen. Es fühle sich jetzt wie arbeitslos an. Er war das schon einmal, damals zwischen den Jobs. Drei Monate, die er ungenießbar war und die er nie wieder wollte. "Jetzt könnte es wieder losgehen." Doch seine Branche werde wohl noch eine Weile an der roten Ampel stehen, während vorn schon die Ersten bei Grün wieder starten. Also sucht er nun nach einer Chance, bei der nächsten Grünwelle dabei sein zu können. "Aber da bin ich ja nicht allein."
Neuer Job statt Urlaub
Sein Job war für ihn noch nicht das Ende der Karriere. Vielleicht ist es ja jetzt die Chance, den Sprung zu machen, den er sonst auf später verschoben hätte. Mit dem Unterschied, dass er da mit dem sicheren Job im Rücken hätte suchen können. Jetzt stößt er vielerorts auf Einstellungsstopps. Die Wirtschaft wird sich normalisieren, sagt Patrick Teubner. Die Frage sei nur, wann und wie viele es überleben.
Ende Juni will die Familie eigentlich in den Urlaub nach Polen an die Ostsee fahren. Patrick Teubner würde lieber einen neuen Job beginnen.
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