Von Jürgen Müller
Im August wurden im Arbeitsamtsbezirk Riesa-Meißen-Großenhain 781 Arbeitslose weniger als im Vormonat gezählt. Mit insgesamt 21 040 gemeldeten Beschäftigungslosen wurde der niedrigste Stand in diesem Jahr erzielt. Die Arbeitslosenquote ging um 0,6 Prozent auf jetzt 18 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg die Zahl der Kurzarbeiter um fast 450 Prozent. „Beides ist vor allem auf die Hochwasserflut zurückzuführen. Es wurden Sonder-ABM und SAM bewilligt, um die Schäden zu beseitigen, außerdem erhielten etliche von der Flut betroffenen Betriebe die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter auf Kurzarbeit zu setzen“, erklärt Amtschefin Bärbel Gericke.
Riesa bleibt Schlusslicht im Amtsbezirks
Die Kurzarbeit werde auch in den kommenden Wochen weiter zunehmen. „Dadurch konnte in erheblichem Umfang Arbeitslosigkeit verhindert werden. Hochwasserbedingte Kündigungen spielten im August noch keine Rolle“, erklärt die Amtschefin.Das Arbeitsamt Riesa habe sehr zeitig Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Hochwasser ergriffen und unbürokratisch entschieden. „Damit haben wir unter Beweis gestellt, dass wir eine schlagkräftige Behörde sind“, lobt sie. Wie viele Betriebe nach dieser Zeit weiter arbeiten und vor allem wie viele ihrer Leute sie dann weiter beschäftigen und wie viele aufgeben müssen, darüber wagt die Amtsleiterin keine Prognose. Die Auswirkungen der Flut lassen sich besonders deutlich ausmachen, wenn die einzelnen Amtsbezirke verglichen werden. So ging die Arbeitslosigkeit in den am meisten vom Hochwasser betroffenen Regionen wie Riesa und Meißen am deutlichsten zurück, während sie im Amt Großenhain praktisch konstant blieb. Das Hauptamt Riesa konnte einen Rückgang von 579 Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Die Arbeitslosenquote liegt hier bei 19,2 Prozent. Damit ist Riesa Schlusslicht im Amtsbezirk. Am geringsten fiel der Rückgang mit 37 im Geschäftsbereich Großenhain aus. Die Arbeitslosenquote liegt hier bei 18,6 Prozent. Endgültige Aussagen über die Auswirkungen der Katastrophe auf die Arbeitslosenzahlen ließen sich aber erst im September machen. Der Stichtag für die Arbeitslosenzahlen war der 25. August.
Von einer konjunkturellen Erholung kann aber trotzdem nicht gesprochen werden. Die Arbeitsamtsdirektorin warnt deshalb vor Euphorie. Vor allem im Handel und in den öffentlichen Verwaltungen kam es zu Entlassungen, Branchen also, die eher nicht vom Hochwasser betroffen waren. Anders sei es im Baubereich, doch auch hier gibt Bärbel Gericke keine Entwarnung. „Sicherlich führen die Folgen der Flut dazu, dass es in der Baubranche vorerst keine weiteren Entlassungen mehr gibt. Doch einen konjunkturellen Aufschwung kann ich nicht erkennen, die strukturellen Probleme im Baubereich werden bleiben“, fürchtet sie.