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Kurze Wege für kurze Beine

Im Namen vieler Eltern schreiben Carola und Sandra Fabry aus Kamenz-Wiesa zum Streit um die Grundschulstandorte unter anderem:

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Die letzte Stadtratssitzung hat es nun doch bewiesen, dass die Mehrheit der Stadträte, insbesondere die Fraktionsgemeinschaft aus CDU, FDP und SPD, es mit dem Erhalt der drei Grundschulen in unserer Stadt anscheinend nicht ernst meinen. Zumindest nicht für den Fortbestand der Grundschule Wiesa „Sophie Scholl“. Diese Vermutung hatten wir Wiesaer ja schon lange. Keiner der Entscheidungsträger kann uns einen plausiblen Grund für den von diesen Stadträten favorisierten zweizügigen Ausbau der Grundschule „Am Gickelsberg“ darlegen. Vorgeschoben werden immer die Fördermittel, welche bei einem einzügigen Ausbau nicht gewährt werden. Das kann aber eigentlich nicht der wahre Grund sein. Bei einer bestandsgemäßen und wirtschaftlich vernünftigen einzügigen Sanierung beider Schulen in Wiesa und auf dem Gickelsberg würden der Stadt Kamenz nicht mehr Kosten entstehen, als der entsprechende Eigenanteil bei einem zweizügigem Ausbau der Gickelsbergschule mit Fördermitteln. Die letztgenannte Variante zieht, laut Regionalschulamt, unmissverständlich die Schließung der Grundschule in Wiesa nach sich. Wollen oben genannte Stadträte allen Ernstes auf Kosten der Kinder eine Schule schließen, und damit den Kindern unter anderem entgegen der Kampagne „Kurze Wege für kurze Beine“ (unter anderem FDP-Wahlkampfmotto) einen wesentlich längeren Schulweg zumuten?

Es wäre das Ende der über 100-jährigen Schultradition in Wiesa. Sie hat sich bis heute den Charakter einer Dorfschule erhalten, und diesen mit moderner und solider Ausbildung verknüpft. Dies soll mit unserem neuen Schulkonzept „Auf den Anfang kommt es an – Schule in Bewegung“ fortgeführt werden. Über die Wendezeit hinaus ist die Grundschule Wiesa „Sophie Scholl“ dem Namen der jungen Kämpferin verbunden geblieben. Sie trägt damit als einzige Schule in Kamenz noch heute einen Namen gegen Faschismus und Nationalsozialismus. Der selbe Stadtrat, der sich vor zwei Jahren über unseren standortbezogenen Namensvorschlag (Grundschule Wiesa) mokierte, und uns indirekt eine braune Gesinnung unterstellte, hat nun eine Beschlussvorlage unterbreitet, die für unsere Schule in absehbarer Zeit das Aus bedeutet. Werte Herren Stadträte der Fraktionsgemeinschaft, wir Eltern der jetzigen und künftigen Schüler, wollen, dass unsere Kinder weiter in dieser kleinen Schule unterrichtet werden weil sie dort individuelle Entwicklungsmöglichkeiten haben, weil dort jeder jeden kennt, weil dort auf die Besonderheiten jedes einzelnen Kindes, auch in schwierigen Fällen, eingegangen wird, weil der Kinderhort Wiesa, der schon immer mit der Schule verbunden ist, Kindern die Möglichkeit gibt, sich zu kreativen, selbstständigen und charakterfesten Persönlichkeiten zu entwickeln, weil wir ein tolles Konzept haben, weil unsere Schule mit öffentlichen Verkehrsmitteln sicher und schnell zu erreichen ist und weil unsere Kinder gern in diese Schule gehen.

Dafür verzichten wir auf Komfort, den die neue Grundschule am Forst aufweist. Wir wollen, dass unser Schulhaus schnellstmöglich ordentlich und solide saniert wird, damit wir mit unserer Schule in Wiesa weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. Wir fordern den Stadtrat auf, drei Grundschulen als eigenständige Einrichtungen zu halten, sich für eine bestandsgemäße Sanierung der beiden Schulen Gickelsberg und Wiesa zu entscheiden und damit die Individualität der Grundschulausbildung in unserer Stadt zu fördern.